EUROPÄISCHE KOMMISSION HONDURAS LÄNDERSTRATEGIEPAPIER 2007-2013 29.03.2007 (E/2007/478) ZUSAMMENFASSUNG ......................................................................................................... 4 1. ZIELE DER ZUSAMMENARBEIT DER GEMEINSCHAFT................................... 5 1.1. Allgemeine Ziele ........................................................................................................ 5 1.2. Besondere Ziele in Latein- und Zentralamerika......................................................... 5 1.3. Besondere Ziele für Honduras.................................................................................... 7 2. ANALYSE UND HERAUSFORDERUNGEN DES LANDES .................................... 7 2.1. Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechte und politische Situation .................................. 7 2.2. Sozialer Zusammenhalt und Armut............................................................................ 9 2.3. Handel und Makroökonomie.................................................................................... 13 2.4. Produktionsprozess................................................................................................... 15 2.5. Regionale und internationale Integration ................................................................. 16 2.6. Ökologische Analyse, Gefährdung und Armut ........................................................ 17 3. NATIONALE AGENDA ............................................................................................... 19 4. ÜBERSICHT ÜBER DIE ZUSAMMENARBEIT MIT DER EG IN DER VERGANGENHEIT UND GEGENWART, KOORDINIERUNG UND KOHÄRENZ. 20 4.1. Zusammenarbeit der EG in der Vergangenheit und Gegenwart, Erfahrungen ........ 20 4.2. Informationen über Programme der EU-Mitgliedstaaten und weiterer Geber......... 23 4.2.1. Koordinierung der Finanzgeber ................................................................... 23 4.2.2. Mitgliedstaaten und Europäische Investitionsbank (EIB) ......................... 23 4.2.3. Weitere Geber................................................................................................. 24 4.2.4. Aufschlüsselung der Hilfe nach Sektoren .................................................... 24 5. STRATEGIE DER EG .................................................................................................. 25 5.1. Allgemeine Ziele ...................................................................................................... 25 5.2. Strategie der Zusammenarbeit der EG ..................................................................... 26 5.2.1. Menschliche und soziale Entwicklung – das Strategiepapier zur Armutsbekämpfung (PRSP) als Katalysator für den sozialen Zusammenhalt........ 26 5.2.2. Umwelt und nachhaltige Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen – Förderung einer Forstreform........................................................................................ 28 5.2.3. Programm für das Justizwesen und die öffentliche Sicherheit.................. 30 5.3. Kohärenz mit anderen EG-Politiken und -Instrumenten.......................................... 32 5.3.1. Strategie außerhalb der Schwerpunktbereiche, weitere Haushaltsinstrumente der EG....................................................................................... 32 5.3.2. Sektorübergreifende Aufgaben..................................................................... 34 6. VORSTELLUNG DES RICHTPROGRAMMS ......................................................... 34 6.1. Schwerpunkte und Ziele des Länderstrategiepapiers ............................................... 35 6.2. Besondere Ziele und geplante Empfänger ............................................................... 35 6.2.1. Schwerpunkt 1: Verbesserung des sozialen Zusammenhalts (umfassende Budgethilfe für das Strategiepapier zur Armutsbekämpfung).................................. 35 6.2.2. Schwerpunkt 2: Verbesserung der Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen (Budgethilfe für die Forstwirtschaft) ....................................................... 36 6.2.3. Schwerpunkt 3: Verbesserung der Justiz und öffentlichen Sicherheit ..... 36 6.3. Erwartete Ergebnisse................................................................................................ 37 6.3.1. Umfassende Budgethilfe zur Unterstützung des Sozialsektors im Rahmen des Strategiepapiers zur Armutsbekämpfung............................................................. 38 6.3.2. Forstwirtschaft ............................................................................................... 38 6.3.3. Justiz und öffentliche Sicherheit................................................................... 38 6.4. Zur Erreichung dieser Ziele durchzuführende Programme, Formen der Unterstützung ....................................................................................................................... 38 6.4.1. Umfassende Budgethilfe für das Strategiepapier zur Armutsbekämpfung 38 -2- 2 6.4.2. Budgethilfe: Forstwirtschaft/natürliche Ressourcen .................................. 39 6.4.3. Programm für das Justizwesen und die öffentliche Sicherheit.................. 40 6.5. Integration von sektorübergreifenden Themen ........................................................ 40 6.5.1. Umfassende Budgethilfe zur Unterstützung des Sozialsektors im Rahmen des Strategiepapiers zur Armutsbekämpfung – Gesundheit und Bildung ............... 40 6.5.2. Forstwirtschaft ............................................................................................... 40 6.5.3. Justiz und öffentliche Sicherheit................................................................... 40 6.6. Finanzrahmen ........................................................................................................... 41 6.7. Im Rahmen anderer Haushaltsinstrumente der EG finanzierte Maßnahmen........... 42 6.7.1. Europäische Initiative für Demokratie und Menschenrechte.................... 42 6.7.2. Thematisches Programm: Umweltschutz und nachhaltige Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen / Forstwirtschaft ....................................... 43 6.7.3. Gesundheit ...................................................................................................... 43 6.7.4. Katastrophenvorbeugung.............................................................................. 43 -3- 3 ZUSAMMENFASSUNG Nach von einer wenig überzeugenden Entwicklungspolitik und einem schwachen Wachstum geprägten Jahrzehnten hat Honduras jetzt einen Aufholprozess eingeleitet. Die relative politische Stabilität, die zunehmenden Forderungen im Inland nach einer langfristigen Strategie zur Armutsbekämpfung, die makroökonomische Konsolidierung und die jüngsten Initiativen zur Entschuldung sind wichtige Erfolge, die das Land jetzt nutzen kann, um mit einer stärker in die Zukunft gerichteten und nachhaltigen Entwicklungsagenda fortzufahren. Angesichts dieser Möglichkeiten muss die durch die Zusammenarbeit der EU gebotene Hebelwirkung diese neue Entwicklungsdynamik unterstützen, um eine tatsächliche Verringerung der Armut stärker zu fördern. Die vorliegende Strategie der EG für Honduras wurde nach einem umfassenden Konsultationsprozess mit zahlreichen beteiligten Akteuren konzipiert und ist mit der Strategie zur Armutsbekämpfung des Landes und politischen Zielen verknüpft. Angesichts der ausgeprägten ökologischen und sozialen Schwäche Honduras und gemäß den Zielen der Entwicklungspolitik der EG sowie den Schlussfolgerungen des Gipfels von Guadalajara besteht das Ziel dieser Strategie in der Stärkung des sozialen Zusammenhalts im Kontext der regionalen Integration: Stärkung des sozialen Zusammenhalts durch Investitionen in Humankapital (Gesundheit und Bildung) zur Verringerung der tief verwurzelten sozialen Unterschiede und regionalen Ungleichgewichte, aufgrund deren Honduras zum zweitärmsten Land Lateinamerikas wurde, und zur Stärkung der Wirksamkeit der Strategie zur Armutsbekämpfung des Landes; Stärkung der nachhaltigen Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen mit besonderem Schwerpunkt auf der Forstwirtschaft zur Verringerung der starken Gefährdung Honduras durch Naturkatastrophen und zur Bekämpfung der Armut im ländlichen Raum; Entwicklung einer umfassenden Politik für die öffentliche Sicherheit und Justiz zur Verringerung der Unsicherheit im öffentlichen Bereich durch die Förderung des Gesetzesvollzugs, Stärkung des Gerichtswesens und Verbesserung der Prävention zur Umkehrung des Marginalisierungsprozesses, von dem die jüngere Generation betroffen ist und der diese kriminellen Jugendbanden zuführt. Diese drei strategischen Bereiche sind eng miteinander verflochten, da die öffentliche Sicherheit, nachhaltige Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen und Investitionen in Humankapital einen integralen Bestandteil des sozialen Zusammenhalts bilden. Gleichzeitig haben sich Unsicherheit und Umweltschäden zu den entscheidenden regionalen Herausforderungen und Problemen des Landes entwickelt. Zusätzlich zum Strategiepapier zur Armutsbekämpfung (PRSP) dürfte der bewährte Kooperationsmechanismus der Geber in Honduras die Grundlage für die Umsetzung der Pariser Erklärung zur Harmonisierung und Anpassung an die Systeme der Partner bilden. Die Umsetzung der Programme erstreckt sich über die siebenjährige Laufzeit der Strategie und erfolgt über zwei aufeinanderfolgende Arbeitsprogramme. -4- 4 Angesichts des aktuellen makroökonomischen Konsolidierungsprozesses und der bei der Verwaltung der öffentlichen Finanzen zu verzeichnenden Fortschritte umfassen die Durchführungsoptionen die gesamte Palette der Hilfsinstrumente der EG, einschließlich Budgethilfe. 1. ZIELE DER ZUSAMMENARBEIT DER GEMEINSCHAFT 1.1. Allgemeine Ziele Dieses Länderstrategiepapier wird durch die allgemeinen Ziele der Entwicklungszusammenarbeit der Gemeinschaft, die spezifischeren Ziele der Beziehungen der EG mit Latein- und Zentralamerika und die bilateralen Ziele für die Beziehungen zwischen der EG und Honduras bestimmt. Artikel 177 des Vertrags zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft enthält die allgemeinen Ziele der Entwicklungszusammenarbeit der Gemeinschaft: die nachhaltige wirtschaftliche und soziale Entwicklung, die harmonische, schrittweise Eingliederung der Entwicklungsländer in die Weltwirtschaft, die Bekämpfung der Armut, die Entwicklung und Festigung der Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sowie die Achtung der Menschenrechte und Grundfreiheiten. Im November 2005 verabschiedeten der Rat, die im Rat vereinigten Vertreter der Mitgliedstaaten, die Europäischen Kommission und das Europäische Parlament den „Europäischen Konsens über die Entwicklungspolitik”, in dem erstmals eine gemeinsame Vision für die Maßnahmen der EU insgesamt (d. h. sowohl auf Ebene der Gemeinschaft als auch auf Ebene der Mitgliedstaaten) für die Entwicklungszusammenarbeit dargestellt wird. Demnach besteht das vorrangige Ziel der Entwicklungspolitik der Gemeinschaft in der Beseitigung der Armut im Rahmen einer nachhaltigen Entwicklung, einschließlich der Verwirklichung der Millenniumsziele auf dem Gebiet der Entwicklung (MDG), der Förderung von Demokratie, verantwortungsvoller Staatsführung und der Achtung der Menschenrechte. Zudem betont der Konsens die Bedeutung der Partnerschaft mit den Entwicklungsländern und die Förderung einer verantwortungsvollen Staatsführung, der Achtung der Menschenrechte und Demokratie im Hinblick auf eine gerechtere Globalisierung. Darin wird erneut die Verpflichtung bekräftigt, auch die Politikkohärenz im Interesse der Entwicklung zu fördern und dabei das Prinzip zugrunde zu legen, dass dafür zu sorgen ist, dass die Gemeinschaft die Ziele der Entwicklungszusammenarbeit in all ihren Politikfeldern, die die Entwicklungsländer berühren können, berücksichtigt und diese Politiken die Entwicklungsziele unterstützen. Der Grundsatz der Eigenverantwortung der Partnerländer für Entwicklungsstrategien und -programme wird wiederholt und ein intensiverer politischer Dialog und eine entscheidendere Rolle der Zivilgesellschaft in der Entwicklungszusammenarbeit angestrebt. 1.2. Besondere Ziele in Latein- und Zentralamerika Ab Januar 2007 ist Honduras nach der Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates zur Schaffung eines Finanzierungsinstruments für die Entwicklungszusammenarbeit in Anwendung des Artikels 179 des Vertrags zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft förderfähig. -5- 5 Auf dem Gipfeltreffen der lateinamerikanischen und europäischen Länder in Guadalajara wurde das Hauptgewicht auf Multilateralismus, regionale Integration und sozialen Zusammenhalt, die wichtigsten Schwerpunkte für den politischen Dialog und die Zusammenarbeit, gelegt. Diese Vereinbarungen sind in Zentralamerika über Initiativen für den sozialen Zusammenhalt auf Länderebene und Initiativen für die regionale Integration auf regionaler Ebene in konkrete Aktionsprogramme zu übertragen. In ihrer Mitteilung im Dezember 2005 zu einer verstärkten Partnerschaft zwischen der Europäischen Union und Lateinamerika wiederholte die Kommission ihr Ziel einer strategischen Partnerschaft mit der gesamten Region und hob hervor, dass ein politischer Dialog, zielgerichtete Zusammenarbeit, Förderung von Handel und Investitionen sowie eine bessere Angleichung der Strategien für die Zusammenarbeit an die politische Agenda und den Bedarf der Empfängerländer erforderlich sind. Die regionale Zusammenarbeit zwischen der EU und den sechs Republiken des zentralamerikanischen Isthmus ist vom Dialog von San José geprägt, der 1984 in Costa Rica ins Leben gerufen wurde und nun das wichtigste Forum für den politischen Dialog zwischen den beiden Regionen bildet. Dieser jährlich stattfindende Dialog war ursprünglich zur Unterstützung des Friedensprozesses und der Demokratie in der Region gedacht. Nach seiner Erneuerung in den Jahren 1996 und 2002 wurde er auf neue Bereiche wie nachhaltige und gerechte wirtschaftliche und soziale Entwicklung, den Kampf gegen Unsicherheit und Kriminalität sowie Rechtsstaatlichkeit und Sozialpolitik ausgeweitet. Das Rahmenabkommen über die regionale Entwicklungszusammenarbeit, das 1993 zwischen den sechs zentralamerikanischen Ländern und der Kommission geschlossen wurde, trat 1999 nach in Kraft. Dieses Abkommen der „dritten Generation“ deckt ein breites Spektrum von Bereichen ab und sieht die Schaffung eines Gemischten Ausschusses zur Überwachung seiner Durchführung sowie von Unterausschüssen für bestimmte Bereiche vor. Im Dezember 2003 wurde ein neues Abkommen über politischen Dialog und Zusammenarbeit zwischen der EU und Zentralamerika unterzeichnet, das nach seiner Ratifizierung den Dialog von San José institutionalisieren und in die Zusammenarbeit Bereiche wie Migration und Terrorismusbekämpfung einbeziehen wird. Es ebnet zudem den Weg für ein künftiges Assoziationsabkommen, einschließlich einer Freihandelszone, das gemeinsame strategische Ziel beider Parteien, das auf dem Gipfeltreffen der lateinamerikanischen und europäischen Länder in Guadalajara im Mai 2004 festgelegt wurde. Die beiden Regionen beschlossen, dass ein künftiges Assoziationsabkommen auf dem Ergebnis der Doha-Entwicklungsagenda und einem ausreichenden Grad an regionaler Integration basieren solle. In der Erklärung von Wien der Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union und Lateinamerikas und der Karibik vom 12. Mai 2006 wird die Erweiterung und Vertiefung der Zusammenarbeit zwischen der EU und Lateinamerika in allen Bereichen im Geiste gegenseitiger Achtung, Gleichheit und Solidarität bekräftigt. In diesem Zusammenhang und auf Grundlage des positiven Ergebnisses der gemeinsamen Bewertung der wirtschaftlichen Integration in Zentralamerika beschlossen die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union und Lateinamerikas, Verhandlungen zwischen Zentralamerika und der EU über ein Assoziationsabkommen und die Schaffung einer Freihandelszone aufzunehmen. -6- 6 1.3. Besondere Ziele für Honduras Nach von einer wenig überzeugenden Entwicklungspolitik geprägten Jahren hat Honduras jetzt einen Aufholprozess eingeleitet. Unter Berücksichtigung der makroökonomischen Konsolidierung, der Entschuldung, politischen Stabilität und der zunehmenden Forderungen im Inland nach einer langfristigen Strategie zur Armutsbekämpfung kann sich Honduras jetzt in Richtung einer nachhaltigeren mittelfristigen Entwicklungsagenda entwickeln. Angesichts dieser Chance kann die Zusammenarbeit der Gemeinschaft eine starke Hebelwirkung auf die Entwicklung des Landes ausüben und die Verringerung der Armut fördern. Es liegt im Interesse Europas, seine Position in Honduras zu behaupten, das starke kulturelle, politische und historische Verbindungen mit Europa aufweist und gleichzeitig eine besondere Beziehung mit den USA unterhält. Die Beziehung zwischen der EU und Honduras ist hauptsächlich von der Zusammenarbeit geprägt. Honduras ist der zweitgrößte Empfänger der Hilfe der Gemeinschaft in Lateinamerika, und zwar nicht nur aufgrund der hohen Armut, sondern auch aufgrund des Interesses der EU an einer Festigung der Stabilität und Demokratie in diesem Land. Die Zusammenarbeit der EU mit Honduras beruht auf dem im Jahr 1999 unterzeichneten Rahmenabkommen zwischen der Europäischen Union und den zentralamerikanischen Staaten, in dem die Verfahren für Hilfen in Bezug auf Programme, Projekte sowie technische und finanzielle Zusammenarbeit festgelegt sind. Die Schwerpunkte des politischen Dialogs und die größten Herausforderungen für die Beziehungen zwischen der Europäischen Union und Honduras wurden in dem im Dezember 2003 unterzeichneten und noch nicht ratifizierten neuen Abkommen über politischen Dialog und Zusammenarbeit hervorgehoben. Insbesondere wird die Förderung der regionalen Integration im Hinblick auf die Verhandlungen des Assoziationsabkommens betont und die Notwendigkeit einer Angleichung der Zusammenarbeit zur Förderung des sozialen Zusammenhalts, der Demokratie und Rechtsstaatlichkeit unterstrichen. Die Europäische Union ist nach den USA und Zentralamerika der drittwichtigste Handelspartner von Honduras, während der Handel mit Honduras (0,04 % der weltweiten Ausfuhren) abgesehen von einigen empfindlichen Waren (z. B. Bananen) für die EU weiterhin relativ unbedeutend ist. Eindeutig sind sozialer Zusammenhalt und regionale Integration, die beiden in der jüngsten Erklärung von Guadalajara definierten übergeordneten Ziele der Zusammenarbeit der EU in Lateinamerika, von größter Bedeutung für Honduras. Honduras ist das drittärmste Land in der westlichen Hemisphäre und von tief verwurzelten sozialen Unterschieden und regionaler Unausgewogenheit geprägt. Trotz seiner Lage im Herz von Zentralamerika stand Honduras lange Zeit etwas abseits von der in Zentralamerika vorherrschenden politischen und wirtschaftlichen Entwicklung. Das neu erwachte Interesse Honduras an der regionalen Integration und die noch ausstehende Lösung von Grenzstreitigkeiten hat jetzt zu besseren Aussichten für die Realisierung der tragenden Rolle des Landes für stärkere Handelsvorteile und ein diplomatisches Profil im Kontext einer stärkeren regionalen Integration geführt. 2. ANALYSE UND HERAUSFORDERUNGEN DES LANDES 2.1. Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechte und politische Situation -7- 7 Seit der Wiederherstellung des demokratischen Lebens hat Honduras einen allmählichen institutionellen Übergang von einem autoritären Militärregime zu einer pluralistischen Struktur erfahren. In den vergangenen 25 Jahren wurden regelmäßig Wahlen abgehalten und die Macht wechselte friedlich zwischen den beiden traditionellen Parteien. Honduras hat nahezu alle internationalen und interamerikanischen Menschenrechtskonventionen unterzeichnet und ratifiziert, obwohl ihre tatsächliche Umsetzung noch unausgeglichen ist und in einigen Fällen erst beginnt1. Die Einführung der Rechtsstaatlichkeit und einer verantwortungsvollen Staatsführung haben sich hingegen in die Länge gezogen. Tief verwurzelte Armut, weit verbreitete Gewalt und um sich greifende Korruption haben zu einer anfälligen sozialen Situation geführt, in der der bedürftigste Teil der Bevölkerung die Demokratie zunehmend als theoretisch statt als real wahrnimmt und öffentliche Erhebungen auf eine steigende Unzufriedenheit des Volkes hinweisen. Trotz der jüngsten Reformen der öffentlichen Verwaltung ist nach Ansicht großer Teile der Bevölkerung das demokratische Regierungssystem nicht in der Lage, für soziale Gerechtigkeit zu sorgen oder normale Bürger vor Kriminalität zu schützen. Daher hat die neu gewählte Regierung von Präsident Zelaya erneut den Schwerpunkt auf diese beiden Bereiche gelegt. Nach der Einführung der Demokratie besteht die wichtigste politische Herausforderung weiterhin im Übergang von einer eher formalen „repräsentativen Demokratie“ zu einer breit angelegten und sozial umfassenden „partizipatorischen Demokratie”, insbesondere im Hinblick auf die bevorstehenden sozialen Herausforderungen. Nach Jahrzehnten einer zentralisierten Militärherrschaft könnte die derzeitige Dynamik in Richtung Dezentralisierung zu einer neuen demokratischen Kultur und einer neuen politischen Klasse führen. Auf lokaler Ebene dürfte die Partnerschaft zwischen der Zivilgesellschaft und den Behörden dazu beitragen, die traditionelle Kluft zwischen Bevölkerung und Mächtigen zu überwinden. Abgesehen von seinem Hauptzweck, d. h. der Entwicklung, kann das Strategiepapier zur Armutsbekämpfung (PRSP) auch eine politische Rolle als einflussreicher Katalysator für Konsens- und Vertrauensbildung spielen. Als Reaktion auf die ausufernde Gewalt hat die bis vor kurzem umgesetzte Ordnungs- und Sicherheitspolitik der harten Hand die Gewalt zwar eingedämmt, nicht aber die zugrunde liegenden Ursachen bekämpft. Es wird zunehmend deutlich, dass ein hartes Durchgreifen allein vermutlich zu Rückschlägen führen wird, sofern repressive Maßnahmen nicht durch eine umfassende staatliche Politik zu Kriminalitätsprävention, Jugendarbeitslosigkeit und Rehabilitation ergänzt werden. Die zunehmende Ausgrenzung, schlechte Ausbildung und Beschäftigungsmöglichkeiten sowie sich auflösende Familienstrukturen locken Jugendliche zunehmend in kriminelle Bandenstrukturen („maras“), in denen Kriminalität ein Lebensstil ist und die ständig noch engere Verbindungen mit der organisierten Kriminalität in der gesamten Region aufbauen. Das allgemeine Klima der Gewalt hat einen hohen Tribut von der jungen Generation von Honduras gefordert und führte zu nahezu 3 000 gewaltsamen Todesfällen in den vergangenen sechs Jahren. Die Regierung von Präsident Zelaya führte 2006 eine langfristige Strategie zur Bekämpfung der sozioökonomischen Ursachen der Kriminalität, zur Stärkung der Polizeikräfte und Verbesserung der Koordination mit dem Militär bei gleichzeitiger 1 Insbesondere die Kinderrechte und einige Arbeitsnormen der IAO (Internationale Arbeitsorganisation) geben weiterhin Anlass zur Sorge. -8- 8 Entwicklung eines dezentralen und von der Basis ausgehenden Konzepts gegen die Unsicherheit ein. Diese Anstrengungen sind zwar lobenswert, haben aber noch nicht zu niedrigeren Kriminalitätsraten geführt und bedürfen sowohl eines inländischen politischen Einsatzes als auch einer starken ausländischen Unterstützung. Die Ermordungen junger Menschen (etwa ein Mord pro Tag) können nicht als staatliche Politik einer „sozialen Säuberung“ ausgelegt werden und die Behörden haben diese Akte öffentlich verurteilt. Diese Fälle (insbesondere unter Beteiligung staatlicher Vertreter) werden jedoch erst seit kurzem gründlich untersucht und verfolgt. Es stehen jedoch nach wie vor nur wenige Mittel zur Verfolgung dieser Fälle zur Verfügung und in vielen Fällen blieben die Täter bislang straflos. Zudem besteht ein großer Überhang von Gerichtsverfahren in Fällen, die mehrere Jahre zurückliegen. Obwohl in einigen Fällen die individuelle Verantwortung staatlicher Akteure oder privater Milizen festgestellt wurde, sind viele Todesfälle auf gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Banden im Kampf um die Kontrolle über Gebiete zurückzuführen. Die Situation wird durch ein allgemeines Klima der Einschüchterung potenzieller Zeugen und die Verfügbarkeit großer Mengen nicht registrierter Handfeuerwaffen und Munition aus anhaltenden regionalen Auseinandersetzungen verschärft. Die größten Verwaltungsprobleme stehen hauptsächlich mit den tief verwurzelten Schwachstellen der Verwaltung des öffentlichen Sektors und des Gesetzesvollzugs im öffentlichen Dienst und der Justiz in Verbindung. Trotz der jüngsten Reformen des öffentlichen Auftragswesens bleibt die Wahrnehmung von Korruption weiterhin hoch. Der öffentliche Dienst Honduras ist nach wie vor stark politisch geprägt und weist ein schwerwiegendes Ungleichgewicht des Personals in den Sektoren auf. Die seit langem überfällige Modernisierung des öffentlichen Dienstes steht angesichts der zögerlichen Haltung und Ausweichmanöver der Politik weiterhin aus, und dies obwohl eine Reform des öffentlichen Dienstes aufgrund der Herausforderungen in Verbindung mit sektorbezogenen Konzepten und dezentraler Verwaltung dringlicher denn je ist. Insgesamt zeichnet sich die honduranische Justiz offenbar durch der geringste Wirksamkeit in der Region und übermäßige Verzögerungen aus. Die Rate der Rechtsverfahren zählt zu den niedrigsten der Region, was auf erhebliche Hindernisse beim Zugang zu den Justizbehörden, insbesondere für arme Bevölkerungsteile, schließen lässt. Trotz der jüngsten Reformen herrscht weiterhin eine Art „modernes Pfründewesen“ vor und die Staatsanwaltschaft ist gegenüber den Einflüssen von Parteienpolitik nicht immun. Der Erfolg der aktuellen Reform des institutionellen Rahmens zur Korruptionsbekämpfung und der Erlass des Gesetzes zum Justizwesen sind daher wichtige Meilensteine für die Wiederherstellung des Vertrauens der Bürger. 2.2. Sozialer Zusammenhalt und Armut Nach der Einführung des Pluralismus, dem Wiederaufbau des Landes nach dem Hurrikan Mitch und der jüngsten makroökonomischen Konsolidierung stellt eine deutliche Verringerung der Armut jetzt für Honduras die wichtigste Herausforderung und die entscheidende Prüfung für sein Strategiepapier zur Armutsbekämpfung (PRSP) dar. Honduras zählt mit einem Pro-Kopf-Einkommen von 1 190 USD im Jahr 2005 zu den Ländern im unteren Bereich des mittlerem Einkommensniveaus. Es hat 7,2 Mio. Einwohner mit einer jährlichen Wachstumsrate der Bevölkerung von 2,2 %. Etwa 42 % der Bevölkerung -9- 9 sind jünger als 15 Jahre. Honduras ist das drittärmste Land des Kontinents. Geschätzte 51 % der Bevölkerung leben derzeit unterhalb der Armutsgrenze, 24 % in extremer Armut. Etwa die Hälfte der Bevölkerung lebt in ländlichen Gebieten, in denen die Armutsrate nahezu 75 % erreicht, während sie in städtischen Gebieten 57 % beträgt. Die sozialen Indikatoren Honduras zählten zu den schlechtesten in Lateinamerika, insbesondere in Bezug auf die reproduktive Gesundheit. Ferner sind die sozialen Unterschiede in Honduras extrem hoch (Gini-Koeffizient von 0,55), insbesondere in ländlichen Gebieten. Honduras befindet sich auch in der weltweiten Ländergruppierung des Indexes der Humanentwicklung (HDI) auf den unteren Rängen (115). Trotz Wirtschaftswachstum und Außenhilfe hat sich die Armut seit 1997 nicht wesentlich geändert. Das Strategiepapier zur Armutsbekämpfung (PRSP) konnte die Armut lediglich eindämmen, nicht aber verringern. Während des Zeitraums 2001-2005 waren die bei den Erfolgen des Strategiepapiers zur Armutsbekämpfung (PRSP) zu verzeichnenden Fortschritte unterschiedlich. Trotz relativer Fortschritte in Bezug auf die Minderung extremer Armut (eine Verringerung von einem Punkt pro Jahr) ist Honduras bei der Armutsverringerung in Rückstand geraten, während sich die Fortschritte in den Bereichen Gesundheit sowie Wasserversorgung und Kanalisation langsamer als erwartet entwickelt haben. Honduras ist hinter der Entwicklung der Region insgesamt in Bezug auf die Armutsminderung im Zeitraum 1990-2005 zurückgeblieben, woraus sich schließen lässt, dass das honduranische Entwicklungsmodell keine ausreichende Armutsverringerung gewährleistet und sogar soziale Ungleichgewichte aufrechterhält1. Das Steuersystem stützt sich weiterhin vorwiegend auf indirekte Verbrauchssteuern (61 % der gesamten Steuereinnahmen), wodurch die bereits hohen Einkommensunterschiede in Honduras verstärkt werden2. Als weiterer Hinweis für die steuerliche Ungleichheit ist zu werten, dass die Steuerbelastung für die niedrigsten Einkommenskategorien proportional höher als für die höchsten Einkommenskategorien ist3. Als positive Entwicklung ist der Anstieg der Sozialausgaben im letzten Jahrzehnt zu werten (von 27 % der Gesamtausgaben auf mehr als 37 % in den letzten Jahren), sodass sich diese an den Wert von 40 % annähern, den die UNDP für Honduras für erforderlich erachtet, um die Unterschiede zu der allgemeinen Entwicklung in Lateinamerika in Bezug auf die menschliche Entwicklung zu überwinden. Auch die Ausgaben für die Strategie zur Armutsbekämpfung (PRSP) nahmen im Jahr 2004 um nahezu ein 1 % des BIP zu und erreichten im Jahr 2005 8,7 %, im Jahr 2006 war ein weiterer Anstieg auf 9,4 % zu verzeichnen. Aufgrund der sich ändernden Definition der „Ausgaben für die Strategie zur Armutsbekämpfung (PRSP)“ ist ein Vergleich jedoch möglicherweise problematisch. 1 Eine vor kurzem durchgeführte Studie stellt fest, dass durch ein Wachstum pro Kopf von einem Prozent die Anzahl der Armen nur um 0,27 % zurückgegangen ist. 2 Der Vergleich der honduranischen Gini-Koeffizienten vor und nach der Zahlung von Steuern macht mit einem Anstieg von 0,543 auf 0,571 deutlich, dass das Steuersystem zu keiner Umverteilung führt. Dieses Ergebnis ist größtenteils auf die geringe Bedeutung der Einkommenssteuer für das Gesamtsteuersystem zurückzuführen. 3 Die Gesamtsteuerbelastung der niedrigsten Einkommenskategorien beträgt 41,2 %, während sich die Steuerbelastung der höchsten Einkommenskategorien auf nur 19 % beläuft („Honduras: Hacia un sistema tributario mas transparente y diversificado“ Juan Carlos Gomez-Sabaini IDB Economic and Social Studies Dez. 2003). - 10 - 10 Es besteht nur ein geringer haushaltspolitischer Spielraum1 für die Förderung des sozialen Zusammenhalts. Die Löhne und Gehälter im öffentlichen Sektor machen nahezu zwei Drittel des Haushalts aus und die Investitionsausgaben sinken. Zudem schlagen sich die offenbar hohen öffentlichen Ausgaben in wichtige Sektoren wie Bildung in der Praxis nicht unbedingt in einem Haushaltsziel2 „zur Förderung der Armen” nieder. Auch die Preisgestaltung für öffentliche Infrastruktur und die Subventionspolitik sind nicht immer auf den Bedarf der bedürftigsten Schichten der Bevölkerung ausgelegt und haben in einigen Fällen stattdessen sozial rückschrittliche Auswirkungen3. Der erwartete Rückgang der Zolleinnahmen infolge der Initiativen zur Liberalisierung des Handels (CAFTA, regionale Zollunion) sowie die weiterbestehenden Einkommensunterschiede verstärken die Dringlichkeit einer schnellen Steuerreform. Angesichts der vorherrschenden, von den USA bestimmten Handelsstrukturen werden die honduranische Wirtschaft und die Zolleinnahmen zwangsläufig ganz besonders von CAFTA4 betroffen sein. Gleichzeitig weist die Wirtschaftsanalyse aus, dass Länder, die von hohen Einkommensunterschieden geprägt sind, zur Verminderung der Armut höhere Wachstumsraten benötigen als Länder, in denen die Einkommensverteilung ausgewogener ist5. Angesichts der zunehmenden Liberalisierung des Handels würde bei der Fortsetzung des aktuellen Wachstumstrends keine Verbesserung des sozialen Zusammenhalts erzielt werden. Nach Auffassung des IWF und der Weltbank ist die Elastizität zwischen Armutsminderung und Wirtschaftswachstum in Honduras typischerweise gering und sind daher ein höheres ProKopf-BIP sowie andere wichtige Faktoren für eine Verteilung der Vorteile des Wachstums und dauerhafte Fortschritte für die Verwirklichung der meisten Ziele der Strategie zur Armutsbekämpfung/Millennium-Entwicklungsziele”6 erforderlich. In Honduras besteht eine ausgeprägtere Korrelation zwischen sozialem Zusammenhalt und langfristigen Entwicklungsaussichten als in jedem anderem Land der Region. Sozialer Zusammenhalt ist nicht nur als eine „soziale Notwendigkeit“ an sich zu sehen, sondern ist offenbar eine wichtige Voraussetzung für eine langfristige nachhaltige Wirtschaftsentwicklung. Bislang sind die für die honduranische Erholung entscheidenden Wachstumsfaktoren („Maquila“-Wiederausfuhren, Tourismus, Überweisungen aus dem Ausland, US-Wachstum, internationale Kaffeepreise, usw.) hauptsächlich exogen und auf ausländische Einflüsse zurückzuführen. Diese können jedoch ins Stocken geraten, sofern sie nicht durch eine steigende Inlandsnachfrage unterstützt werden. Zudem werden die für die makroökonomische Stabilisierung erforderlichen kontinuierlichen Anstrengungen 1 Die relativ hohen Steuereinnahmen (17,3 % des BIP im Jahr 2004) sind möglicherweise auch auf eine Unterbewertung des BIP zurückzuführen. 2 Der Anteil des Haushalts für Hochschulen ist beispielsweise deutlich höher als in anderen Ländern, sodass die Bildungsausgaben in Wirklichkeit nicht den ärmsten Teilen der Bevölkerung zugute kommen. 3 Siehe Überprüfung der Entwicklungspolitik Honduras „Accelerating Broad-Based Growth“, Weltbank Nov. 2004. Nach Schätzungen profitierten bis zur Reform im Jahr 2003 die nicht armen Bevölkerungsschichten von 82 % der Subventionen für Elektrizitätspreise. Eine allgemeine Struktur der bestehenden Subventionsregelungen besteht darin, dass sie alle auf den Erhalt der Bezahlbarkeit der öffentlichen Infrastrukturdienstleistungen abzielen. Das Endergebnis ist hingegen, dass der Löwenanteil der Subventionen Bevölkerungsteilen zugute kommt, die sich höhere Preise für diese Dienstleistungen ohne weiteres leisten könnten. 4 Die Verluste von Zolleinnahmen in Verbindung mit CAFTA werden auf zwischen 0,6 % und 1,5 % des BIP geschätzt, je nach Umfang der Umlenkung von Handelsströmen. 5 Aufgrund der ausgeprägten Unterschiede der Einkommensverteilung ist vor allem die Elastizität zwischen Armutsverringerung/Wachstum gering (0,4 % für extreme Armut). 6 Honduras: Joint Staff Advisory Note on the Poverty Reduction Strategy Paper (gemeinsame Bewertung durch das Fachpersonal des Strategiepapiers zur Armutsbekämpfung, Okt. 2005 - 11 - 11 bereitwilliger akzeptiert, wenn die Bevölkerung die Auswirkungen dieser Anstrengungen auf die Verringerung der Armut erkennen kann. Der zunehmende Schwerpunkt auf den sozialen Zusammenhalt scheint somit in Honduras vollauf gerechtfertigt zu sein, und zwar nicht nur aus sozialer Sicht, sondern auch aus allgemeineren wirtschaftlichen und politischen Gründen. Die Beseitigung der Armut ist in Honduras eng mit der allgemeinen Umweltsituation des Landes verbunden, unter anderem die solide Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen, von denen insbesondere arme Bevölkerungsteile in ländlichen Gebieten leben. Zu den wichtigsten Merkmalen sozialer Ungleichgewichte in Honduras zählen Folgende: ausgeprägte und tief verwurzelte Unterscheide der Einkommensverteilung1, die durch die jüngsten Steuerreformen praktisch nicht verändert wurden. Die Verteilung des Grundbesitzes ist weiterhin extrem ungleich2 und trotz jüngster Fortschritte bei der Registrierung von Titeln steckt die Katasterverwaltung noch in den Kinderschuhen. Da 30 % des Grundbesitzes nicht ordnungsgemäß registriert sind und zwei Millionen Honduraner ihr Eigentum weder verkaufen noch vererben können, ist die Unsicherheit im Bodenrecht weiterhin Auslöser für lokale Konflikte und behindert Entwicklung und Investitionen. Räumliche Fragmentierung mit zunehmenden Ungleichgewichten in Bezug auf die Raumentwicklung3. Von der Liberalisierung des Handels in Verbindung mit CAFTA werden sicherlich die Regionen profitieren, die bereits Ausfuhren aufzuweisen haben, während die Armut in Regionen, die weniger wettbewerbsfähige Güter produzieren, insbesondere in der Landwirtschaft, zunehmen wird. Auch die Entwicklung der großen Infrastrukturnetze, die Honduras mit seinen Nachbarstaaten verbinden, verstärkt offensichtlich die wirtschaftliche Konzentration entlang der Kommunikationshauptachse und lässt die bereits am stärksten unter der Armut leidende ländliche Bevölkerung außer acht. Insbesondere für einen Großteil der armen ländlichen Bevölkerung, die in Waldgebieten lebt, besteht ein Risiko einer dramatischen Landflucht. Unterschiede zwischen den Generationen: Der Umfang der sozialen Frustration, Arbeitslosigkeit und Gewalt ist unter den jungen Menschen erheblich höher und führt zu einem ständig zunehmenden Marginalisierungsprozess großer Teile der Jugend. Zudem wird der Umfang dieses Problems mit der demografischen Entwicklung in den kommenden Jahrzehnten noch verstärkt4. Ungleicher Zugang zu öffentlicher Infrastruktur: Honduras weist nach wie vor große Mängel in Bezug auf den Zugang zu und die Wirksamkeit und Qualität von Infrastrukturdiensten sowie weit unter den lateinamerikanischen Durchschnittswerten liegende Indikatoren auf (abgesehen von Wasserversorgung und Kanalisation mit einer Abdeckung von etwa 90 %). Der Zugang variiert weiterhin sehr stark zwischen städtischen 1 Im Jahr 2003 erhielten 80 % der Haushalte nur 40 % der Gesamteinkünfte des Landes, während 60 % der Einkünfte des Landes den reichsten 20 % zugute kamen. 2 Obwohl Kleinbetriebe (weniger als 5 ha) die überwältigende Mehrheit (72 %) in der Landwirtschaft bilden, bewirtschaften sie nur 11,6 % der landwirtschaftlich genutzten Flächen. Einige Großbetriebe (mehr als 500 ha), die weniger als 1 % der landwirtschaftlichen Betriebe ausmachen, bewirtschaften hingegen 23,4 % der hauptsächlich in den fruchtbarsten Gebieten gelegenen landwirtschaftlich genutzten Flächen. 3 Ein Großteil des Vermögens und der Entwicklung des Landes konzentriert sich auf wenige Regionen im Dreieck zwischen Puerto Cortes, La Ceiba und Tegucigalpa. Ganze Regionen im Osten und Südosten, d. h. die Regionen, die nach dem Index der Humanentwicklung (HDI) bereits die schlechtesten Werte aufweisen, werden zunehmend ausgegrenzt. 4 Die Bevölkerung in der Altersgruppe zwischen 15 und 29 Jahren dürfte in den kommenden 20 Jahren von 1,9 Mio. auf 2,9 Mio. steigen, sodass das Risiko eines massiven und unkontrollierten Zustroms in die Städte besteht. Angesichts von 100 000 Jugendlichen, die jedes Jahr zusätzlich auf den Arbeitsmarkt drängen, gefährdet der Mangel an Beschäftigungsmöglichkeiten die Entwicklungsaussichten von Honduras. - 12 - 12 und ländlichen Gebieten und insbesondere zwischen Einkommensschichten, vor allem in Bezug auf Kanalisation und Elektrizität. Wie bereits erwähnt, sind auch der rigide Regulierungsrahmen und die Politik zur Tarifgestaltung im Hinblick auf eine stärkere Förderung des sozialen Zusammenhalts zu reformieren1. Benachteiligte Bevölkerungsgruppen: Neben einem ungleichen Zugang zu Grund und Boden sind die Unterschiede in der Einkommensverteilung besonders hoch zwischen Männern und Frauen, wobei diese nur die Hälfte der Durchschnittseinkommen der männlichen Bevölkerung erzielen, während sie infolge der Auswanderung der Männer eine immer wichtigere Rolle in der Gesellschaft zu übernehmen haben (ein Drittel aller Haushaltsvorstände sind Frauen). Die Hälfte der Frauen ist berufstätig. Während einige wichtige Verwaltungsfunktionen von einer kleinen weiblichen Elite ausgeübt werden, sind die meisten Frauen im informellen Sektor beschäftigt2. Häusliche Gewalt ist weiterhin weit verbreitet und die wichtigste Todesursache unter der weiblichen Bevölkerung. In der Praxis fehlt in Honduras eine integrierte Politik zur Förderung der Kinderrechte und ein erheblicher Anteil der Kinder ist weiterhin von Unterernährung, Aussetzung3, Kriminalität, sexueller Ausbeutung, Kinderhandel und Kinderarbeit4. betroffen. Die neun größten indigenen Bevölkerungsgruppen bilden etwa 8 % der Gesamtbevölkerung und sind nach wie vor besonders betroffen von Problemen wie AIDS, ländlicher Armut und Landflucht, wodurch der allmähliche Verlust ihrer kulturellen Identität verstärkt wird. Trotz der jüngsten Fortschritte haben indigene Gemeinschaften – wie z. B. die Garifunda – bei der Geltendmachung ihrer Rechte auf Grund und Boden mit Schwierigkeiten zu kämpfen. 2.3. Handel und Makroökonomie Aufgrund der wechselnden Wirtschaftspolitik und eines schwachen Wirtschaftswachstums blieb Honduras während des gesamten Zeitraums von 1960-2000 hinter dem Wachstum in Lateinamerika zurück und ist immer wieder in makroökonomische Instabilität zurückgefallen. Politische Kehrtwenden im Vorfeld von Wahlen machten vom IWF unterstützte Programme regelmäßig zunichte. Erst Anfang der neunziger Jahre leitete das Land eine stärker reformorientierte Agenda ein. Die durch den Hurrikan Mitch vorübergehend zum Stillstand gekommene Erholung hat in den vergangenen Jahren kontinuierlich an Dynamik gewonnen. So erreichte das Land eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 3 % (nach Schätzungen knapp 4,6 % in den Jahren 2004 und 2005), die über den durchschnittlichen Wachstumsraten der Region liegt. Angesichts der nicht länger tragbaren Haushalts- und Zahlungsbilanzdefizite verhandelte Honduras mit dem IWF im Februar 2004 erfolgreich eine neue Armutsbekämpfungs- und Wachstumsfazilität (PRGF) mit einer Laufzeit von Jahren. Seither entwickelt sich die gesamtwirtschaftliche Leistung des Landes weiterhin nach den Erwartungen. Die Löhne und Gehälter im öffentlichen Sektor bilden jedoch weiterhin ein 1 Die Wirtschaftsanalyse lässt erkennen, dass die Tarifpreise in den meisten Infrastrukturbereichen in einer Weise festgelegt werden, durch die nicht nur die Sektorentwicklung behindert wird, sondern die zudem zu einer schlecht ausgerichteten und sozial rückschrittlichen Subventionierung führt. 2 Das Ziel für den geschlechtsspezifischen Index der Humanentwicklung (HDI) wurde 2003 mit dem Erreichen des erwarteten Ziels von 0,65 verwirklicht, die Verbesserung des Index für Chancengleichheit von Frauen und Männern war jedoch nicht ausreichend, um das Ziel zu erreichen (0,43 statt 0,47). 3 Nach Schätzungen könnten bis zum Jahr 2010 aufgrund von HIV-Infektionen 42 000 Kinder zu Waisen werden. 4 Mehr als 300 000 Jugendliche sind berufstätig, d. h. 15 % in der Altersgruppe zwischen 5 und 17 Jahren. - 13 - 13 genau im Auge zu behaltendes wichtiges Ziel1 und auch der Reformprozess der staatlichen Unternehmen ist genau zu beobachten. Mit einem Verhältnis der Staatsverschuldung zum BIP von etwa 66 % im Jahr 2004 zählt Honduras zu den hochverschuldeten Ländern. Honduras wurde im Jahr 1999 die Teilnahme an der HIPC-Entschuldungsinitiative gewährt und erreichte im Juli 2000 den Entscheidungspunkt. Nach einer Verzögerung von drei Jahren aufgrund makroökonomischer Instabilität erreichte das Land im Frühjahr 2005 schließlich den Vollendungspunkt der HIPCInitiative und profitiert infolgedessen von einer wesentlichen Entschuldung2. Vor kurzem ebnete der G-8-Gipfel im Juni 2005 den Weg für eine weitere umfassende Entschuldung mit dem IWF und der Weltbank und die Interamerikanische Entwicklungsbank (IDB) schloss sich dem im Jahr 2006 an. Diese wichtigen Entwicklungen betreffen mehr als die Hälfte der Schuldenbelastung des Landes, die dadurch von 5 Mrd. USD auf weniger als 2 Mrd. USD sinken könnte, wodurch der Spielraum des Landes zur Bekämpfung der Armut erheblich vergrößert wird. Zusätzlich zu den im Jahr 2004 verabschiedeten weitreichenden Finanzvorschriften (aufsichtsrechtliche Vorschriften und neue Rückstellungsvorschriften) haben sich die Indikatoren des Finanzsektors kontinuierlich verbessert. In Bezug auf das Finanzmanagement des öffentlichen Sektors wurden im Bereich der Entwicklung des Haushalts zu einem umfassenden und mehrjährigen Instrument zur Ausgabenverwaltung erhebliche Fortschritte erzielt3. Insbesondere konnte Honduras wesentliche Fortschritte bei der Verbesserung der Transparenz der Steuertätigkeiten erzielen. Die Bereiche, die sich in den vergangenen zwei Jahren am stärksten verbessert haben, umfassen die Haushaltserfassung, Aufschlüsselung der Haushaltsausgaben , die fristgerechte Vorlage und Genehmigung, den öffentlichen Zugang zu Steuerdaten, Vorschriften für das Auftragswesen und die Beschäftigung, mehrjährige Haushaltsplanung und einen Rechtsrahmen für interne Kontrollen und externe Prüfungen. Es sind weitere Fortschritte erforderlich, um die mehrjährige Planung zu verbessern, die Funktionen und Zuständigkeiten innerhalb der Exekutive zu klären und die Möglichkeiten für die Durchsetzung von Rechtsvorschriften interner und externer Prüfungsorgane zu verbessern. Zudem sind eine bessere Umsetzung des neuen Gesetzes zum öffentlichen Auftragswesen und eine kontinuierliche Erweiterung der Haushaltsdokumentation erforderlich. Die von der Regierung seit 2002 umgesetzte Steuerreform war in der Umkehrung des zuvor zu verzeichnenden Rückgangs der Steuereinnahmen erfolgreich und bei den öffentlichen Gesamtausgaben ist in den vergangenen Jahren eine gewisse Stabilität festzustellen. Die Steuerbefreiungen haben im Laufe der Zeit jedoch stark zugenommen und müssen jetzt für die Erweiterung der Steuerbemessungsgrundlage abgebaut werden. 1 Obwohl eine Vereinbarung erreicht wurde, um den ständigen Anstieg der Löhne und Gehälter von Lehrern zum Stillstand zu bringen, veranlasste das wechselhafte soziale Klima die Behörden dazu, die Frage im August 2005 erneut zur Sprache zu bringen. Die finanzielle Nachhaltigkeit der neuen Regelung nach 2006 ist jedoch gesichert. 2 Eine geschätzte Verringerung von mehr als 1,0 Mrd. USD nominal bzw. 556 Mio. USD zum Kapitalwert. 3 Ab dem Haushalt für das Jahr 2003 umfassen die Begleitunterlagen einen mehrjährigen Haushalt, der noch in den Kinderschuhen steckt. Es handelt sich um ein informatives Dokument ohne rechtliche Stellung, das erstellt wird, um dem Kongress die mittelfristige Entwicklung der Steueraggregate aufzuzeigen. Er wird jährlich überprüft und der Planungshorizont wird um ein weiteres Jahr ergänzt. Er besteht hauptsächlich aus einer Schätzung der Daten des Basisjahres für das Haushaltsjahr und drei weitere Jahre mithilfe bestimmter Annahmen zu den Trends bestimmter Ausgabenkategorien. - 14 - 14 Honduras hat jetzt die offenste Wirtschaft in Zentralamerika und zählt zu den offensten Volkswirtschaften weltweit, wobei die USA nach wie vor der bei weitem am wichtigsten Handelspartner ist. Mit einem Index der Handelsoffenheit von 0,93 hat jede Entwicklung mit Auswirkungen auf die Handelsstruktur Honduras zwangsläufig Auswirkungen auf die Wirtschaft und den sozialen Kontext des Landes insgesamt. Trotz der Anfälligkeit für externe Schocks, Preisvolatilität und Handelsschwankungen konnte das Land seine Gefährdung im vergangenen Jahrzehnt mit der Reduzierung des Anteils der drei wichtigsten Ausfuhrgüter (Kaffe, Bananen und Krustentiere) von 40 % auf 20 % der Gesamtausfuhren verringern. Die traditionellen Ausfuhren wurden durch nicht traditionelle Güter ersetzt, insbesondere Maquila-Ausfuhren (hauptsächlich Textilien), deren Wertschöpfung sich zwischen 1995 und 2002 verdoppelt hat und die jetzt 22 % der Gesamtausfuhren betragen. Trotz der Verringerung der Anfälligkeit des Landes hat sich Honduras durch das Wachstum des Maquila-Sektors einem verstärkten Wettbewerb mit den asiatischen Niedriglohnherstellern von Kleidung und Textilien ausgesetzt, insbesondere seit das WTO-Abkommen über Quoten im Textilsektor im Januar 2005 auslief. Obwohl Honduras bereits durch die Karibikinitiative der Vereinigten Staaten (Caribbean Basin Initiative - CBI) von einem bevorzugten Zugang zum US-Markt profitiert, werden durch das CAFTA die Ausfuhrchancen1. weiter ausgebaut und gefestigt. Es wird erwartet, dass sich durch die äußerst umfassende und anspruchsvolle Art des CAFTA die Liberalisierung des Handels festigt, Strukturreformen in der Wirtschaftsagenda verankert und ausländische Direktinvestitionen gefördert werden. Dennoch sind drastische interne Anpassungen in der Bildung (zur Maximierung der potenziellen ausländischen Direktinvestitionen und der technischen Spill-over-Effekte), Handelsinfrastruktur (Wirksamkeit des Zollwesens) und der Annahme internationaler Standards wie z. B. das Regelwerk der Weltzoll-Organisation (WCO) „Framework of Standards to Secure and Facilitate Global Trade“ (Standards zur Sicherung und Erleichterung des Welthandels), des Arbeitsmarktes und der Besteuerung (zum Ausgleich von Steuerverlusten) erforderlich. 2.4. Produktionsprozess Der Entwicklungsprozess Honduras wird traditionell durch seine an sich niedrigen Produktivitätsfaktoren, insbesondere in der Landwirtschaft, behindert. Trotz der günstigen naturgegebenen Bedingungen ist Honduras weiterhin Nettoeinführer von landwirtschaftlichen Erzeugnissen und wird durch Programme für die Ernährungssicherheit unterstützt. Als eine auf Ausfuhren beruhende Wirtschaft spiegelt das wirtschaftliche Modell Honduras2 die Entwicklung der Zusammensetzung der Ausfuhren mit einer abnehmenden Bedeutung der Landwirtschaft, der jüngsten Erholung der Kaffeeindustrie, der boomenden mit der MaquilaIndustrie verbundenen Tätigkeiten und der jüngsten Zunahme des Tourismus wider. Honduras ist weiterhin äußerst abhängig von Öleinfuhren und die geschätzte Zunahme der 1 Konzipiert als gegenseitiges Handelsabkommen mit der Gewährung umfassenderer Rechte und Pflichten in Bezug auf den Marktzugang und die Lösung von Streitfällen (im Gegensatz zu den verlängerbaren einseitigen Präferenzen im Rahmen der CBI) bildet das CAFTA einen dauerhaften Handels- und Investitionsrahmen, einschließlich Rechtsvorschriften für Dienstleistungen, Maßnahmen für Investitionsbeziehungen und Verpflichtungen in neuen Bereichen wie z. B. gewerbliche Schutzrechte, staatliches Beschaffungswesen sowie Arbeits- und Umweltstandards. 2 Insgesamt machte die Industrie nahezu ein Drittel des BIP im Jahr 2004 aus, während der Anteil der Dienstleistungen einen Anstieg auf 55 % zu verbuchen hatte und der Anteil der Landwirtschaft auf 13 % sank. Ein Drittel der Arbeitskräfte ist im Agrarsektor beschäftigt, während in den Dienstleistungen nahezu die Hälfte der Arbeitskräfte tätig ist. Der Tourismus ist jetzt die zweitwichtigste Devisenquelle des Landes. - 15 - 15 Energiebilanz im Jahr 2005 von 40 % hatte starke Auswirkungen auf die Wirtschaft und verstärkte die sozialen Spannungen. Das tatsächliche Ergebnis der von der Regierung des Präsidenten Zelaya eingeführten Änderungen des Systems für die Ölversorgung ist schwer vorherzusagen. Eine weitere strukturelle Änderung der vergangenen zehn Jahre besteht in der kontinuierlichen Zunahme der Auslandsüberweisungen, die im Jahr 2005 20 % des BIP ausmachten und dazu beitragen, externen Schocks standzuhalten und nahezu wichtiger sind als der Maquila-Sektor. Obwohl Auslandsüberweisungen in den ländlichen Gebieten äußerst wichtig sind, ist ihr tatsächlicher Beitrag zum Wachstum weiterhin fragwürdig, da sie nicht wirklich in produktive Tätigkeiten geleitet werden. Die Beteiligung des privaten Sektors an den öffentlichen Dienstleistungen hat allmählich zugenommen, ist jedoch weiterhin gering1. Unabhängige Schätzungen veranschlagen den Anteil der Schattenwirtschaft auf 50 % des BIP2. Schwarzarbeit ist nach wie vor weit verbreitet, insbesondere unter Jugendlichen und Frauen. Die Arbeitslosenzahlen schwanken stark nach Quelle und Referenzgrundlage, es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass mindestens 25 % der Bevölkerung derzeit arbeitslos oder unterbeschäftigt ist. 2.5. Regionale und internationale Integration Mit einer Fläche von etwa 112 000 Quadratkilometern ist Honduras das zweitgrößte Land der Region und das einzige Land mit einer Grenze zu drei weiteren Ländern. Es liegt an den regionalen Überlandstraßen und beiden Ozeanen. Die wiederbelebte Dynamik für die regionale Integration, die Weiterentwicklung regionaler Infrastrukturprojekte und die sich in Gang befindliche Beilegung der verbleibenden Grenzstreitigkeiten dürften Honduras dabei unterstützen, seine zentrale Lage dazu zu nutzen, bei der regionalen Integration eine Vorreiterrolle zu spielen und zunehmend davon zu profitieren. Der Prozess der Liberalisierung des Handels führte in Honduras zu einer drastischen Verringerung der Zollabgaben und wurde von dem Beitritt des Landes zur Welthandelsorganisation und seiner Teilnahme an Handelsverhandlungen und Vereinbarungen über Handelsintegration begleitet. Auf regionaler Ebene wurden sämtliche Honduras zuzurechnenden nicht tariflichen Hemmnisse für den Handel abgebaut. Als Gründungsmitglied der wichtigsten regionalen Institutionen ist Honduras weiterhin für die Integration Zentralamerikas engagiert, unterstützt die Verringerung der Zollabgaben, die Festlegung gemeinsamer Tarife, die friedliche Lösung von Konflikten und die integrierte Verwaltung gemeinsamer Bereiche, wie z. B. den Golf von Fonseca. Der Puebla-Panama-Plan könnte der regionalen Integration Honduras einen weiteren Impuls verleihen. Obwohl Honduras Gründungsmitglied der Vereinten Nationen, der Welthandelsorganisation (WTO) und der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) ist, ist seine Rolle in internationalen Angelegenheit in der Vergangenheit relativ bescheiden gewesen, während sein internationales Profil durch die enge Bindung an die USA etwas undeutlich ist. Das Profil Honduras dürfte jedoch durch die stärkere Beteiligung an der regionalen Integration, durch die die zentralamerikanischen Länder das erforderliche Gewicht zur Darstellung ihrer Vorstellungen auf der internationalen Bühne und für die Diversifizierung ihres Partnernetzes erhalten, gestärkt werden. Derzeit ist die EU der zweitwichtigste Handelspartner von 1 Der private Sektor ist hauptsächlich in der Energiegewinnung, Instandsetzung von Straßen, der inländischen Personenbeförderung und dem inländischen Güterverkehr, dem Mobiltelefonmarkt und Telekommunikationsleistungen mit Mehrwert tätig. 2 Nach Schätzungen wäre bei einer Verringerung der Schattenwirtschaft auf den Umfang in Costa Rica (26 %) ein BIP-Wachstum von etwa 3 % zu verzeichnen. - 16 - 16 Honduras (weit hinter den USA) und macht weniger als 10 % des gesamten Handels Honduras aus. Der Handel mit der EU ist hauptsächlich durch die neue „APS+“-Regelung geprägt, für die Honduras die Zulassungskriterien erfüllt. Das erwartete Freihandelsabkommen zwischen der EU und Zentralamerika dürfte die Festigung der Handelsposition Honduras mit der EU unterstützen. Die USA haben in jeder Hinsicht eine größere Bedeutung als andere Partner Honduras und ihr Einfluss ist für sämtliche Aspekte des sozioökonomischen Lebens Honduras prägend1. Durch das im Mai 2004 unterzeichnete CAFTA-Abkommen wird die honduranische Wirtschaft noch stärker an die USA gebunden. Trotz der jüngsten Zurückziehung aus der von den USA geführten Koalition im Irak zählte Honduras zu den sechzehn Ländern, die unter das von den USA finanzierte Millennium Challenge-Programm fallen. Eine geschätzte Zahl von 1 Mio. Honduraner leben legal oder illegal in den USA (einschließlich 100 000 Personen, denen nach dem Hurrikan Mitch eine verlängerbare Aufenthaltsgenehmigung gewährt wurde) und ihre Überweisungen bilden den Lebensunterhalt für einen hohen Anteil der Bevölkerung. Als Durchfuhrland für den regionalen Drogenhandel in Richtung USA profitiert Honduras von der engen Unterstützung der USA in diesem Bereich. 2.6. Ökologische Analyse, Gefährdung und Armut Honduras befindet sich in der Mitte von Zentralamerika, einem Gebiet mit äußerst aktiven tektonischen Brüchen und mehr als 27 aktiven Vulkanen, und ist am Westrand des karibischen Hurrikangürtels belegen. Mit seinen stark gebirgigen Gebieten und den komplexen Wassereinzugssystemen treten Erdrutsche und Überschwemmungen sehr häufig auf. Teile der Region sind zudem von Dürre bedroht. Aufgrund seiner besonderen Gefährdung2 hatte Honduras die volle Wucht des Hurrikans Mitch im Oktober 1998 zu tragen, der zu verheerenden menschlichen und physischen Schäden führte und die langsame Verringerung der Armut, die seit 1990 zu verzeichnen war, unterbrach. Die Auswirkungen des Hurrikans Mitch auf die honduranische Wirtschaft im Jahr 1998 wird auf etwa drei Viertel des jährlichen BIP3. geschätzt. Eine nachhaltigere Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen würde zu einer besseren Wasserversorgung und einer stärkeren Wirtschaftsentwicklung führen, insbesondere in Waldgebieten, in denen die höchste Armut herrscht. Die Verbindung zwischen Umwelt und Armutsminderung ist in Honduras besonders offensichtlich, wobei die ärmsten Bevölkerungsgruppen auch am häufigsten betroffen sind. In ländlichen Gebieten führt der begrenzte Zugang zu Grund und Boden und sonstigen Mitteln für den Lebensunterhalt zu einer übermäßigen Nutzung der knappen verfügbaren Ressourcen. Die Gefährdung durch Naturkatastrophen in Verbindung mit dem Klimawandel, Klimaschwankungen und dazugehörigen Phänomenen ist weiterhin entscheidend und erfordert nachhaltige Anstrengungen in Bezug auf die Eindämmung der Auswirkungen von Naturkatastrophen, Raumentwicklung und integrierte Bewirtschaftung von 1 Die USA sind mit einer Lieferung von 53 % der Einfuhren, dem Kauf von 69 % seiner Ausfuhren und 44 % der gesamten ausländischen Direktinvestitionen im Jahr 2003 der bei weitem wichtigste Handelspartner Honduras. 2 Nach Daten aus dem Jahr 2006 haben Naturkatastrophen in den vergangenen 25 Jahren mehr als 30 000 Tote und einen Schaden von 6 Mrd. USD verursacht, wobei die Hälfte der Bevölkerung davon betroffen war. 3 Für die wirtschaftliche und soziale Instabilität Honduras stellen die häufig auftretenden Naturkatastrophen einen wichtigen Faktor dar (sieben in den neunziger Jahren, einschließlich des Hurrikans Mitch, der zu Verlusten in Höhe von 75 Prozent des BIP im Jahr 1998 führte). Dies verursachte zusätzliche finanzielle Belastungen für den Haushalt und die Zahlungsbilanz sowie den privaten Sektor, wodurch neue Investitionen und Ausgaben in prioritären Bereichen verzögert wurden. - 17 - 17 forstwirtschaftlichen und Wasserressourcen. Obwohl das Land seit dem Hurrikan Mitch einige Fortschritte bei der Vorbeugung und Verhütung zu verzeichnen hat, blieben die Entwicklungsfortschritte Honduras insgesamt bei der Aufnahme einer Politik zur Senkung realer Risiken als Querschnittsbereich hinter den Erwartungen zurück. Die Rahmengesetzgebung im Umweltbereich muss nach wie vor harmoniert und mit der Annahme von Rahmengesetzen zu Wasser, Forstwirtschaft und dem nationalen System zur Senkung der Risiken und Einsatzplanung ergänzt werden. Obwohl Honduras Mitglied der für die Koordinierung der Verhütung von Naturkatastrophen zuständigen regionalen Organe ist, ist das eigene institutionelle System weiterhin stark fragmentiert und weist Überschneidungen und widersprüchliche Zuständigkeiten auf. Das nationale System der integrierten Schutzgebiete des Landes1 wurde in der Praxis lange Zeit außer acht gelassen, was zu einer kontinuierlichen Degradierung der Biodiversität geführt hat. Neben ihrer wesentlicher Bedeutung für die Verringerung der Gefährdung sind diese Bereiche wichtige Quellen für genetisches Material für die Landwirtschaft und Trinkwasser sowie der natürliche Lebensraum für die zahlreichen Tier- und Pflanzenarten des Landes. Die potenziellen wirtschaftlichen Vorteile des Ökotourismus sind größtenteils noch unausgeschöpft. Die Abholzung erfolgt seit Jahrzehnten ungebremst (nahezu 100 000 ha/Jahr, d. h. eine Rate von knapp 2 % pro Jahr). Dadurch wird die große Walddecke des Landes (heute 45 % des Staatsgebietes) abgebaut und die Bodenerosion erhöht, was sich wiederum auf die Wasserressourcen auswirkt, sodass das Land möglicherweise in Bezug auf künftige große Naturkatastrophen noch stärker gefährdet ist. Die Abholzung2 hat in den westlichen und südlichen Regionen des Landes alarmierende Ausmaße angenommen. Neben der Schädigung der Umwelt werden durch die illegale Rodung private Investitionen verhindert und korrupte Praktiken aufrechterhalten. Das Potenzial des Landes für die forstwirtschaftliche Erzeugung ist größtenteils noch ungenutzt und die Ausfuhren, hauptsächlich in die USA, entwickelten sich Ende der neunziger Jahre stark rückläufig. Das Fehlen einer umfassenden Strategie für die Forstwirtschaft wird durch mangelnde Rechtssicherheit der bestehenden Rechtsvorschriften verschärft, die oftmals missachtet werden oder willkürlich ausgelegt werden können. Niedrige Strafen und Sanktionen sowie die allgemein verwirrenden Zuständigkeiten, die durch die schwache Wirksamkeit der staatlichen Forstverwaltung verstärkt werden, sind Probleme, die den Wettbewerb zugunsten illegaler Holzfäller verzerren. In diesem abstrusen Rechtsrahmen wird jede Maßnahme der Regierung als bedingt und vorübergehend wahrgenommen. Allgemein halten der nicht geklärte Status von Grund und Boden und die Unsicherheit im Bodenrecht von Investitionen ab und fördern lokale Konflikte, soziale Instabilität und Abholzung. Während sich die meisten Wassereinzugsgebiete der Region in Honduras befinden, haben die unvorsichtige Bewirtschaftung von Flüssen und Einzugsgebieten sowie der Druck auf die Wasserressourcen zu ihrer Abnahme und Verschmutzung geführt. Honduras ist das zentralamerikanische Land mit der zweitniedrigsten Menge an verfügbarem Wasser pro Kopf und weist eine hohe Rate der Grundwasserentnahme auf. Auch die übermäßige Nutzung der Meeres- und Küstenressourcen infolge von Tourismus und Fischerei sowie die Verschlechterung der Korallenbesiedlung beeinträchtigen die ökologische Nachhaltigkeit. 1 SINAPH mit einer Abdeckung von 2,7 Mio. ha, d. h. nahezu 25 % des nationalen Hoheitsgebietes Die Abholzung ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen: durch Korruption unterstützte illegale Rodung, auf Holz basierende Heizung der Haushalte und Ausdehnung der landwirtschaftlich genutzten Flächen. Die Nichtbeachtung des natürlichen forstwirtschaftlichen Potenzials des Landes und die vorrangige Bedeutung von Landwirtschaft und Viehzucht haben zu einer unkontrollierten Ausweitung der landwirtschaftlichen Flächen geführt, während der Abbau der Waldflächen durch die Anwendung veralteter Rodungs- und Brandpraktiken noch verschärft wird. 2 - 18 - 18 3. NATIONALE AGENDA Der verheerende Hurrikan, der Honduras Ende der neunziger Jahre heimgesucht hat, rüttelte wach und bildete einen politischen und sozialen Wendepunkt. Der Hurrikan „Mitch“, wie er damals genannt wurde, wirkte als starker Katalysator nicht nur in Bezug auf den Zufluss von Außenhilfe, sondern auch hinsichtlich der Beteiligung der Zivilgesellschaft. Die regionale beratende Gruppe von Stockholm (1999) legte eine Reihe von Leitlinien und Zielen für den Wiederaufbau fest, unter anderem die Verringerung der ökologischen und sozialen Schwäche und die Notwendigkeit, Zentralamerika auf der Grundlage einer integrierten Analyse wiederaufzubauen und umzugestalten - mit Transparenz, verantwortungsvoller Staatsführung und Demokratie, Dezentralisierung und aktiver Beteiligung der Zivilgesellschaft. Das Strategiepapier zur Armutsbekämpfung (PRSP) von Honduras beruht größtenteils auf diesen Grundsätzen. Unter der Aufsicht der Regierung wurde das Strategiepapier zur Armutsbekämpfung (PRSP) als allgemeiner Koordinierungsprozess in die Wege geleitet, wobei sowohl die Gebergemeinschaft als auch die Zivilgesellschaft ihre jeweiligen Beiträge in einer in die Zukunft gerichteten und koordinierten Weise formulieren konnten. Auf der Grundlage einer langfristigen Perspektive (bis 2015) hat der PRSP-Prozess kontinuierlich an Dynamik gewonnen und sollte jetzt den Hauptpfeiler der nationalen Agenda zur Armutsbekämpfung bilden. Als staatliche Politik verankert und von der Gebergemeinschaft nachdrücklich unterstützt, wird er derzeit überprüft, um seinen Beitrag zur Armutsminderung weiter zu stärken. Ein überarbeiteter Rahmen für das Strategiepapier zur Armutsbekämpfung (PRSP) dürfte im Laufe von 2007 abgeschlossen sein. Die Gebergemeinschaft beobachtete diesen Aktualisierungsprozess sehr genau und wies darauf hin, dass das neue Dokument politische Maßnahmen zu den langfristigen Verpflichtungen im öffentlichen Dienst und der Steuerreform, einen klaren mittelfristigen Hauhaltsrahmen (einschließlich einer besseren Ausrichtung der Ausgaben für die Armutsbekämpfung), einen soliden und operationellen institutionellen Rahmen, eine eindeutige Verbindung zwischen den Sektorpolitiken und dem PRSP sowie einschlägige Leistungsindikatoren enthalten müsse. Das Erreichen des Vollendungspunkts der HIPC-Initiative und die Honduras gewährte umfassende Entschuldung kann dem Strategiepapier zur Armutsbekämpfung (PRSP) einen energischen Anstoß geben, den politischen Konsens zu der Strategie festigen sowie die Sichtbarkeit im Inland und die Auswirkungen auf die Armut verstärken, insbesondere falls die laufende Überarbeitung des PRSP dessen Wirksamkeit erhöht. Das von Honduras im Jahr 2005 ratifizierte Abkommen über die Liberalisierung des regionalen Handels (CAFTA) wird die Handelsagenda des Landes zunehmend prägen und sich auch auf die wirtschaftliche und soziale Lage auswirken. In makroökonomischer Hinsicht werden die Grundlagen weiterhin durch das mit dem IWF bis 2007 abgeschlossene Abkommen bestimmt sein. Dieses Abkommen dürfte auch die Grundlage für künftige Vereinbarungen mit dem IWF bilden. Hinsichtlich der außenpolitischen Agenda versucht Honduras, seine die Integration fördernde Haltung zu stärken, insbesondere in Bezug auf die Zollunion und Sicherheitsfragen, während es weiterhin enge Beziehungen mit den USA unterhält. Die klare Aussicht auf die Aushandlung eines biregionalen Assoziationsabkommens mit der EU dürften die Fortschritte beim Erreichen einer Zollunion in Zentralamerika unterstützen. - 19 - 19 4. ÜBERSICHT ÜBER DIE ZUSAMMENARBEIT MIT DER EG IN DER VERGANGENHEIT UND GEGENWART, KOORDINIERUNG UND KOHÄRENZ Die Außenhilfe wurde angesichts der vom Hurrikan Mitch angerichteten Zerstörung erheblich erhöht und erreichte mit einem jährlichen Betrag in Höhe von 575 Mio. USD im Jahr 2004 ihren höchsten Stand. Das Gesamtvolumen der Unterstützung für Honduras (sowohl rückzahlbar als auch nicht rückzahlbar) belief sich bis Juni 2005 auf etwas mehr als 3 100 Mio. USD, wobei die rückzahlbare Unterstützung 56 % des Gesamtbetrags ausmachte. Mehr als 90 % der internationalen Hilfe ist für den öffentlichen Sektor bestimmt. Die bilaterale Unterstützung machte ein Drittel des Gesamtvolumens und die multilaterale Zusammenarbeit zwei Drittel des Gesamtvolumens aus. Das Gesamtportfolio der öffentlichen und privaten Zusammenarbeit umfasst 569 Projekte, von denen die meisten nicht rückzahlbar sind. Die wichtigsten bilateralen Geber sind die USA, Spanien, Schweden, Deutschland, Italien, Kanada, Japan und Taiwan, die zusammen 90 % der bilateralen Unterstützung beitragen. Zu den wichtigen multilateralen Partnern zählen die EU, die Interamerikanische Entwicklungsbank (IADB), die Weltbank, die Zentralamerikanische Bank für Wirtschaftsintegration (BCIE), UNDP, das Welternährungsprogramm (WFP), der Nordische Entwicklungsfonds (NDF) und der Internationale Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (FIDA). Die Auszahlungsquote erreichte im Juni 2005 47,3 %. 4.1. Zusammenarbeit der EG in der Vergangenheit und Gegenwart, Erfahrungen Honduras ist Teil des im Februar 1993 zwischen der Europäischen Union und den zentralamerikanischen Ländern unterzeichneten Kooperationsabkommen. Derzeit bilden die zwei wichtigsten Finanzierungsinstrumente (a) die im März 2001 unterzeichnete Absichtserklärung über einen indikativen Betrag in Höhe von 147 Mio. USD für den Zeitraum bis 2006 sowie (b) das Regionale Wiederaufbauprogramm für Zentralamerika (PRRAC), unter dem das Land bislang einen Betrag von 119 Mio. USD erhalten hat. Zudem ist Honduras im Rahmen einer Reihe von horizontalen Programmen für Lateinamerika, insbesondere Alis, AL-invest, URB-AL, ALFA (siehe Anhang 11), förderfähig und kann von thematischen Programmen profitieren. Die Unterstützung der Gemeinschaft wurde in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt und macht jetzt etwa 10 % der internationalen Hilfe aus. Insgesamt kann die derzeitige Unterstützung der EG auf etwa 338 Mio. USD geschätzt werden, sodass Honduras nach Nicaragua das zweitgrößte Empfängerland von Gemeinschaftshilfe in Lateinamerika ist. Mittelbindung - laufende Projekte in Honduras EUR % Bilaterale Projekte (*) 134 448 932 39,7 Regionale Projekte, ohne 91 190 970 27,0 PRRAC PRRAC 112 631 048 33,3 SUMME 338 270 950 100,0 ANZAHL DER PROJEKTE 25 3 10 38 (*) umfasst Staatsführung, Ernährungssicherheit, Kofinanzierung von NRO und Umwelt Das Regionale Wiederaufbauprogramm für Zentralamerika nach dem Hurrikan Mitch (PRRAC) macht mittlerweile ein Drittel der gesamten Mittelbindungen der EG aus. Im - 20 - 20 Hinblick auf die bilaterale Zusammenarbeit der EG mit Honduras waren die bislang in Anspruch genommenen wichtigsten Haushaltslinien technische und finanzielle Unterstützung (79,12 %), Kofinanzierung von NRO (11,53 %), Ernährungssicherheit (7,31 %) und Umwelt (2,04 %). Nach dem anfänglichen Schwerpunkt auf dem demokratischen Wandel und der Förderung der Menschenrechte hat sich der Nachdruck der derzeitigen bilateralen Zusammenarbeit der EG allmählich auf die Verringerung der Armut ausgeweitet. Die nachhaltige Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen, Bildung und Dezentralisierung waren die drei Schwerpunktbereiche der Länderstrategie für den Zeitraum 2002-2006. Obwohl keiner der wichtigen Bereiche außer acht gelassen wurde, führte die nicht rückzahlbare Art der Gemeinschaftshilfe dazu, dass sich die Gemeinschaft auf den Sozialsektor (56 %), die Modernisierung des Staates (19 %) und die Produktion (23 %) und weniger auf die Infrastruktur (2 %) konzentrierte. Die wichtigsten Schwerpunktbereiche der gesamten Zusammenarbeit der EG (sowohl auf Länderebene als auch auf regionaler Ebene) waren Folgende: Zugang zu sozialen Dienstleistungen (34 %), nachhaltige ländliche Entwicklung / Ernährungssicherheit (30 %), Umwelt (18 %) und regionale Integration (16 %). Die Unterstützung der EU steht in Einklang mit der Armutsbekämpfungsstrategie des Landes und erfolgt in enger Koordinierung mit anderen Gebern, wobei die Kommission in den wichtigen Koordinierungsgremien vertreten ist. Aus Gründen der Effizienz hat die Gemeinschaft ihr Projektportfolio eingeengt, während der Durchschnittsbetrag und die Wirksamkeit erhöht wurden. Der Straffungsprozess wird fortgesetzt, wobei der Schwerpunkt zunehmend auf sektorbezogene Konzepte und breit angelegte Maßnahmen der Budgethilfe gelegt wird. Nach der Festigung der demokratischen Institutionen und der Verbesserung der Menschenrechte ist die Gemeinschaftsunterstützung zunehmend für den öffentlichen Sektor bestimmt und befasst sich vorrangig mit der Armutsbekämpfung. Parallel zu der zunehmenden aktiven Beteiligung der für die Zusammenarbeit zuständigen nationalen Behörden ist bei der Verwaltung der Gemeinschaftshilfe eine allmähliche Übertragung der Zuständigkeiten vom Sitz der EG an die regionale Delegation der EG in Nicaragua, die für Honduras zuständig ist, festzustellen („Dezentralisierung“), um die Ebene der operativen Entscheidungsfindung näher an den tatsächlichen Bedarf und die Empfänger zu bringen. Als weiterer Schritt wurde im November 2005 eine „regionale Delegation“ in Tegucigalpa eröffnet, um die Programmverwaltung zu verbessern, die Auszahlungsquote zu erhöhen, die Sichtbarkeit der EG zu stärken und ihre Beteiligung an Mechanismen zur Koordinierung der Geber und den politischen Dialog mit den Behörden zu steigern. Die Zuständigkeiten für die Verwaltung werden allmählich von der regionalen Delegation der EG in Managua an die Delegation der EG in Tegucigalpa übertragen, die ab 2007 für den Hauptteil der Verwaltungsaufgaben zuständig sein dürfte. Die externe Bewertung der Gemeinschaftsunterstützung für Honduras1 im Jahr 2004 kam zu folgenden Ergebnissen: • Die Interventionen werden im Allgemeinen für relevant befunden, die Auswirkungen der Zusammenarbeit sind hingegen ungleichmäßig und leiden häufig unter mangelnder Übereinstimmung, Fragmentierung der Maßnahmen, mangelnder Synergie, einem schwachen Lernprozess und einem zu schwachen Dialog mit den lokalen Akteuren. 1 siehe detaillierte Darstellung der entsprechenden EG-Bewertungen in Anhang 13 - 21 - 21 Die EG sollte zur Behebung dieser Schwachstellen eine Delegation in dem Land eröffnen. • Der Grundsatz der Annahme von Kooperationsstrategien stellt einen wichtigen Fortschritt im Hinblick auf die Gewährleistung einer höheren Konsistenz und stärkerer Auswirkungen der Zusammenarbeit dar, selbst wenn das geprüfte Länderstrategiepapier nur sehr begrenzt diesem Ziel entsprach und die Zusammenarbeit nur eine schwache Verbindung mit den im Länderstrategiepapier erörterten Strategien aufwies. • Die Europäische Kommission hat in mehreren innovativen Projekten zur Förderung der Menschenrechte, der ethnischen Rechte indigener Bevölkerungsgruppen, der Gleichstellung von Mann und Frau und im Umweltschutz eine aktive Rolle gespielt. Die Nachhaltigkeit der Ergebnisse wird jedoch durch den begrenzten Zeitraum oder den frühzeitigen Abschluss mehrerer großer Projekte sowie die mangelnde Evaluierung, den fehlenden politischen Dialog bzw. das Fehlen von Ergänzungsmaßnahmen bedroht. Gemäß den Empfehlungen dieser Bewertung wurde bei der Festlegung dieser Strategie der Schwerpunkt erneut auf die Themenbereiche Menschenrechte, Zivilgesellschaft, Gleichstellung von Mann und Frau und Umweltschutz anstatt auf eigenständige Ziele (Forstwirtschaft, Komponente öffentliche Sicherheit) oder sektorübergreifende Themen gelegt. Auch den Empfehlungen der Inanspruchnahme der Budgethilfe und der Einbeziehung aller verfügbaren Instrumente der Zusammenarbeit wurde Beachtung geschenkt. Während sich die bilaterale Zusammenarbeit auf eine begrenzte Anzahl von Prioritäten konzentriert, werden im Länderstrategiepapier alle der EG in dem Land zur Verfügung stehenden Instrumente der Zusammenarbeit geprüft. In Bezug auf das Regionale Wiederaufbauprogramm für Zentralamerika (PRRAC) stellt eine der wichtigsten Erfahrungen dar, dass diese Programme eine besonders auf die Unterstützung und Stärkung der für langfristige Sektorstrategien zuständigen öffentlichen Institutionen gerichtete Komponente enthalten sollten. Integrierte Interventionen würden die Durchführung der Projekte erleichtern und gleichzeitig ihre langfristige Tragfähigkeit gewährleisten. Die allgemeine Bewertung des Jahres 2004 zu den Rechtsvorschriften für die Umwelt und Forstwirtschaft kam zu dem Schluss, dass forstwirtschaftliche Fragen in den Länderstrategiepapieren nicht angemessen behandelt worden seien und diese Haushaltslinien enger mit den von der EU festgelegten allgemeinen Ziele abgestimmt sein sollten, während einige Bedenken hinsichtlich der Nachhaltigkeit bestimmter Projekte und ihrer Vereinbarkeit mit den nationalen Politiken zum Ausdruck gebracht wurden. Diese Überlegungen rechtfertigen die Einführung der Forstwirtschaft als Schwerpunktbereich in diesem Länderstrategiepapier und möglicherweise die Durchführung entsprechender Programme über die Budgethilfe. - 22 - 22 4.2. Informationen über Programme der EU-Mitgliedstaaten und weiterer Geber 4.2.1. Koordinierung der Finanzgeber Seit dem Hurrikan Mitch haben die wichtigen bilateralen und multilateralen Kooperationspartner, einschließlich der EU-Mitgliedstaaten mit lokaler Vertretung, gemeinsame Koordinierungsstrukturen zur Erzielung der maximalen Wirkung eingerichtet. Das Bestehen einer etablierten, operativen und gut strukturierten Gruppe von Gebern – nachstehend als „G-16“ bezeichnet – hat dazu geführt, dass die Mitgliedstaaten und die EG die meisten Fragen der Zusammenarbeit, gegebenenfalls nach einer angemessenen Beratung auf Ebene der EU, im Rahmen dieses Forums behandeln. Nach der anfänglichen Strukturierung der internationale Reaktion auf den Hurrikan Mitch hat dieser Koordinierungsausschuss eine immer wichtigere Rolle übernommen, Glaubwürdigkeit in allen Fragen der Zusammenarbeit gewonnen und sich zu einem maßgeblichen, einflussreichen und allgemein anerkannten Partner für die Regierung entwickelt. Die G-16 hat im Wahljahr 2005 eine wichtige Rolle bei der reibungslosen Gestaltung des politischen Übergangs übernommen, das Strategiepapier zur Armutsbekämpfung (PRSP) von der politischen Agenda abgeschirmt und gleichzeitig die Wahrung der Haushaltsdisziplin betont. Die lenkende Funktion der G-16 ist angesichts der in der Pariser Erklärung über Harmonisierung und Angleichung gesetzten ehrgeizigen Ziele unbestreitbar von Bedeutung für Honduras. Kürzlich wurde eine noch informelle Untergruppe der Geber eingerichtet, um die Geber zu ermitteln, die an der Durchführung von Programmen über die Budgethilfe interessiert sind. In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass die meisten Geber gemeinsam das Ziel einer Unterstützung des Strategiepapiers zur Armutsbekämpfung (PRSP) verfolgen und zahlreiche wichtige Geber, wie die Weltbank, UNDP, Schweden, Kanada und die Interamerikanische Entwicklungsbank (IDB), derzeit ihre Länderstrategie überarbeiten. Die Einsetzung einer neuen Regierung im Jahr 2006, die Erweiterung des Strategiepapiers zur Armutsbekämpfung (PRSP) durch die Entschuldung und die Tatsache, dass zahlreiche Geber ihre kommenden Strategien formulieren, bieten eine ausgezeichnete Chance für das Erreichen einer Geberharmonisierung und die Angleichung an die Agenda des Landes. 4.2.2. Mitgliedstaaten und Europäische Investitionsbank (EIB) Die Unterstützungsprogramme der EU-Mitgliedstaaten machen 50 % der gesamten Zusammenarbeit der EU mit Honduras und 10 % der gesamten internationalen Hilfe aus. Zusätzlich zu ihrem allgemeinen Beitrag zum Gemeinschaftshaushalt stellen neun EUMitgliedstaaten bilaterale Unterstützung zur Verfügung, die knapp 13 % der gesamten nicht rückzahlbaren Zuschüsse für den öffentlichen Sektor darstellen. Derzeit unterhalten nur fünf Mitgliedstaaten eine Botschaft in Honduras (Frankreich, Deutschland, Schweden, Italien und Spanien), von denen zwei ihre Kooperationsprogramme direkt (Frankreich und Italien) und die übrigen über ihre Kooperationsagenturen verwalten. Deutschland und Schweden trugen knapp 80 % der gesamten bilateralen Zuschüsse der Gemeinschaft im Jahr 2004 bei, während Spanien, Belgien, Italien und Deutschland einen Teil ihres Beitrags auch über rückzahlbare Zuschüsse zur Verfügung stellen (siehe Anhang 6). - 23 - 23 Insgesamt beläuft sich der Gesamtbetrag der europäischen Unterstützung (Zusammenarbeit der Gemeinschaft und bilaterale Projekte der Mitgliedstaaten) auf mehr als 20 % der gesamten Honduras zur Verfügung gestellten Hilfe (etwa ein Drittel der Zuschüsse für den öffentlichen Sektor), sodass Europa der wichtigste Geber ist. Unter Berücksichtigung der Beteiligung der EU-Mitgliedstaaten an multilateralen Finanzierungsorganisationen ist der Gesamtanteil der Gemeinschaftshilfe sogar noch höher. Unter den Gebern in Honduras besteht weitgehende Einigkeit. Ungeachtet der übergeordneten Funktion der G-16 rechtfertigt der Umfang der Gemeinschaftshilfe jedoch eine bessere Koordinierung zwischen den Mitgliedstaaten und der EG vor Ort. Honduras ist für die Europäische Investitionsbank (EIB) förderfähig. Die EIB ist bislang nicht direkt in Honduras aktiv, scheint jedoch an der Unterstützung regionaler Infrastrukturprojekte unter Berücksichtigung von Honduras zunehmend interessiert zu sein. 4.2.3. Weitere Geber Abgesehen von der EG unterhalten einige externe Partner mittelfristige Kooperationsprogramme, vor allem die US-Behörde für internationale Entwicklung (USAID), die Interamerikanische Entwicklungsbank (IDB) und die Weltbank. Die USA leisten Unterstützung über Zuschüsse und sind mit einem Anteil von knapp 40 % an den Gesamtzuschüssen für den öffentlichen Sektor der bei weitem wichtigste bilaterale Geber in Honduras. Die Schwerpunktthemen für den Zeitraum 2004-2009 umfassen Staatsführung, Justizwesen und Transparenz, Gesundheit und Bildung. Nach der Zulassung zu der von den USA finanzierten Millennium Challenge Corporation dürfte Honduras über einen Zeitraum von fünf Jahren zusätzlich 215 Mio. USD für Projekte zur Verbesserung der Produktivität der landwirtschaftlichen Betriebe und zur Senkung der Transportkosten zwischen Herstellern und Märkten erhalten. Unter den bilateralen Gebern trugen Kanada und Japan im Jahr 2004 12 % der gesamten bilateralen Zuschüsse bei und konzentrierten sich auf die Themen Gesundheit, Bildung und Infrastruktur. Die zweitwichtigsten multilateralen Geber sind die Weltbank und die Interamerikanische Entwicklungsbank (IDB), die beide aktiv das Strategiepapier zur Armutsbekämpfung (PRSP) unterstützen. Die neue Strategie der Interamerikanischen Entwicklungsbank (IDB) konzentriert sich auf die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit, die menschliche Entwicklung, die Modernisierung des Staates und die ländliche Entwicklung. Das Portfolio der Weltbank umfasst das gesamte Spektrum der Themenbereiche des Strategiepapiers zur Armutsbekämpfung (PRSP). Der Schwerpunkt liegt auf dem Sozialsektor, der Wettbewerbsfähigkeit, Staatsführung, Eindämmung der Auswirkungen von Naturkatastrophen und Forstwirtschaft. 4.2.4. Aufschlüsselung der Hilfe nach Sektoren Alle Bereiche des Strategiepapiers zur Armutsbekämpfung (PRSP) werden bei der internationalen Hilfe berücksichtigt und die Höhe der Inanspruchnahme nach Sektoren ist in etwa vergleichbar. Auf Ebene der Teilsektoren bestehen hingegen einige Finanzierungslücken, z. B. bei der weiterführenden/beruflichen Bildung oder in der Forstwirtschaft. Der Großteil der Außenhilfe (84,5 %) für den öffentlichen Sektor (2 800 Mio. USD) fließt jetzt in mit dem Strategiepapier zur Armutsbekämpfung (PRSP) verbundene Programme, sodass ein Gesamtbetrag in Höhe von 2 350 Mio. USD zur Verfügung gestellt wird (von denen 40 % nicht rückzahlbar sind). Verständlicherweise wird den Grundpfeilern des Strategiepapiers zur Armutsbekämpfung (PRSP), Gesundheit, Bildung, - 24 - 24 Nachhaltigkeit und Armut im ländlichen Raum, ein hoher Betrag zugewiesen, während Armut in städtischen Gebieten und besonders schutzbedürftige Bevölkerungsgruppen bislang weniger Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Nach Sektoren erhält der Sozialsektor mit einem Anteil von 44 % der verfügbaren Außenhilfe den Löwenanteil der internationalen Hilfe, gefolgt von den Sektoren Infrastruktur und Produktion (jeweils etwa 20 %), während in die Modernisierung des Staates 12 % fließen. Die internationale Hilfe für Tourismus, Forstwirtschaft und natürliche Ressourcen ist weiterhin relativ bescheiden und bedarf einer Stärkung. Auf Grundlage der 6-Pfeiler-Struktur des ursprünglichen Strategiepapiers zur Armutsbekämpfung (PRSP) beläuft sich das 2004 von den honduranischen Behörden für das Erreichen der Ziele des Strategiepapiers zur Armutsbekämpfung (PRSP) bis 2006 festgestellte Finanzierungsdefizit auf etwa 1 Mrd. USD. Nach dem Volumen erfolgte die internationale finanzielle Reaktion der internationalen Zusammenarbeit anteilmäßig nach dieser „Bedarfsbewertung“, obwohl die Aufstellung nach Pfeiler nicht mit den von den Behörden geschätzten Sektorlücken in Einklang zu stehen scheint. Derzeit scheint das finanzielle Angebot der internationalen Zusammenarbeit in den Bereichen Nachhaltigkeit, Armut im ländlichen Raum, Armut in städtischen Gebieten und in geringerem Umfang gerecht verteiltes Wachstum ausreichend zu sein, für den klar ermittelten Bedarf im Bereich Investitionen in Humankapital (Bildung, Gesundheit) reicht es jedoch bei weitem nicht aus. 5. STRATEGIE DER EG 5.1. Allgemeine Ziele Bei der Auswahl der empfohlenen Schwerpunktbereiche waren der Grundsatz der Konzentration der Hilfe auf Sektoren, in denen die EG einen Mehrwert anbietet, sowie eine Reihe von Überlegungen in Verbindung mit der Entwicklungspolitik der Gemeinschaft, den Schwerpunkten der Gemeinschaft in der Region, der Geberharmonisierung und Angleichung an die Agenda des Landes ausschlaggebend. In Honduras sind der Umfang des Bedarfs, die Größe des Landes und die durch das Strategiepapier zur Armutsbekämpfung (PRSP) angebotenen Instrumente für die Umsetzung Argumente, die die Auswahl der drei folgenden Schwerpunktbereiche begründen. Die Stärkung des sozialen Zusammenhalts über das Strategiepapier zur Armutsbekämpfung (PRSP), die Förderung einer nachhaltigen Bewirtschaftung der natürlichen/forstwirtschaftlichen Ressourcen und die Verbesserung von Justiz und öffentlicher Sicherheit erfüllen sämtliche der vorstehend genannten Kriterien und bilden somit die eindeutigen Schwerpunktbereiche der Gemeinschaft für Honduras. Sie sind mit den allgemeinen Zielen der Zusammenarbeit der Gemeinschaft vereinbar und stehen mit den von der Gemeinschaft auf dem letzten Gipfel von Guadalajara für Lateinamerika hervorgehobenen Grundsätzen in Verbindung. Diese drei Schwerpunkbereiche sind mit dem Ziel des sozialen Zusammenhalts der Gemeinschaft vereinbar. Zudem befassen sich zwei der Bereiche – natürliche Ressourcen und öffentliche Sicherheit – mit Fragen, die auch regional von Bedeutung sind und somit die Förderung der Agenda der regionalen Integration Honduras unterstützen. Vorbehaltlich der Feststellungen des Evaluierungsprozesses zur regionalen Integration und des Ergebnisses des Verhandlungsprozesses könnten die Integrationsanstrengungen Honduras zusätzlich durch eine für die Abdeckung des besonderen Bedarfs in Verbindung mit dem zwischen der Gemeinschaft und Zentralamerika zu unterzeichnenden Assoziationsabkommens konzipierte Fazilität weiter unterstützt werden. - 25 - 25 Die drei Schwerpunktbereiche umfassen ein breites Spektrum politischer, sozialer und ökologischer Herausforderungen und dürften einander ergänzen. Zudem kann die EG in jedem der vorstehend genannten Bereiche auf Erfahrungen in zahlreichen bisherigen und aktuellen Kooperationsprogrammen zurückgreifen. Schließlich wurde zusätzliche Außenhilfe als für die Überbrückung der Finanzierungslücken in den als Schwerpunktbereichen ermittelten Sektoren erforderlich befunden. 5.2. Strategie der Zusammenarbeit der EG 5.2.1. Menschliche und soziale Entwicklung – das Strategiepapier Armutsbekämpfung (PRSP) als Katalysator für den sozialen Zusammenhalt zur Wie bereits erwähnt (siehe Abschnitt 2, Agenda des Landes – Strategiepapier zur Armutsbekämpfung (PRSP)), hat der Gesamtrahmen des Strategiepapiers zur Armutsbekämpfung (PRSP) jetzt im Hinblick auf die internationale Zusammenarbeit an Glaubwürdigkeit gewonnen. Nach der Aktualisierung dürfte es sich zum Eckpfeiler der Politik zur Armutsbekämpfung des Landes entwickeln, auf dessen Grundlage nachhaltige und koordinierte Strategien der Zusammenarbeit an die Agenda des Landes angeglichen werden können. Nach dem allgemeinen Konzept der Gemeinschaft für Strategiepapiere zur Armutsbekämpfung (PRSP)1, würde eine Steuerung der Mittel der Zusammenarbeit über den Rahmen des Strategiepapiers zur Armutsbekämpfung (PRSP) in der Form von umfassender Budgethilfe zu den folgenden allgemeinen Vorteilen führen: - Festigung des allgemeinen Rahmens des Strategiepapiers zur Armutsbekämpfung (PRSP), Stärkung der Legitimität im Land und Etablierung der ersten Ergebnisse (Konsultation mit der Zivilgesellschaft, sektorbezogene Strategien, Kohärenz in Ressourcenplanung und – zuweisung, usw.); - Senkung der Durchführungskosten durch die vollständige Nutzung der bestehenden Systeme und Mechanismen des Strategiepapiers zur Armutsbekämpfung (PRSP) (sektorbezogene Ansätze (SWAP), Ziele und Indikatoren, runde Tische, usw.) bei der Konzipierung und Überwachung von Unterstützungsprogrammen der Gemeinschaft, wodurch die Angleichung an die Agenda des Landes und die Geberharmonisierung gewährleistet werden; - Unterstützung der vor kurzem erreichten makroökonomischen Stabilität und eines nachhaltigen Wirtschaftswachstums bei gleichzeitiger Konsolidierung der Ausgaben für die Armutsbekämpfung; - Angebot eines mehrjährigen und vorhersehbaren Unterstützungsinstruments (das eine stufenweise Reaktion auf Teilergebnisse ermöglicht); - Förderung der Eigenverantwortung des Landes für Mittel der Zusammenarbeit; - Anreize zur Verbesserung und gegebenenfalls Aktualisierung der Armutsdaten. Zur Optimierung der Auswirkungen auf die Armut muss die allgemeine Budgethilfe für das Strategiepapier zur Armutsbekämpfung (PRSP) so ausgerichtet sein, dass sie insbesondere auf Komponenten des Strategiepapiers zur Armutsbekämpfung (PRSP), die in Bezug auf die Armutsminderung und den sozialen Zusammenhalt als am wichtigsten befunden wurden, zugeschnitten ist. Daher ist der Pfeiler „Humankapital“ (Bildung und Gesundheit) als Schwerpunktbereich zu behandeln. Dieser Pfeiler stellt den Großteil der Ausgaben im Rahmen des Strategiepapiers zur Armutsbekämpfung (PRSP) dar (mehr als die Hälfte). 1 Gegenüber der internationalen Gebergemeinschaft hat die Kommission feste Zusagen zur Unterstützung von Ländern gemacht, die einen Prozess einer Strategie zur Armutsbekämpfung (PRSP) einleiten. Zudem bildet die Armutsbekämpfung weiterhin das wichtigste Ziel der Gemeinschaftshilfe in der Region. - 26 - 26 Gleichzeitig handelt es sich auch den Pfeiler, bei dem die größte Finanzierungslücke festgestellt wurde, sodass die Verwirklichung der entsprechenden Ziele der Strategie zur Armutsbekämpfung bzw. der Millennium-Entwicklungsziele gefährdet ist. Zudem waren die Ergebnisse des Strategiepapiers zur Armutsbekämpfung in diesem Bereich bislang unausgewogen (insbesondere im Gesundheitswesen). Bildung Die Verringerung der Kluft im Bildungswesen bildet mittelfristig weiterhin einen übergeordneten Schwerpunkt des Landes. Mit einer der schwächsten Leistungen in Lateinamerika weist das honduranische Bildungssystem Schwachstellen sowohl im Hinblick auf den sozialen Zusammenhalt als auch die Effizienz auf. Trotz erheblicher Fortschritte bei der Steigerung der Schulbesuchsquote in der Primarbildung weisen die Effizienzindikatoren weiterhin schwache Werte auf. Obwohl Honduras einen besonders hohen Anteil des BIP für Bildungsausgaben (7 %) aufwendet, entsprechen die Ergebnisindikatoren im Bildungswesen nicht den hohen Ausgaben für den Sektor1. Insbesondere der Zugang zum Sekundarbereich stellt in ländlichen Gebieten weiterhin ein erhebliches Problem dar und die Ergebnisindikatoren für das Bildungswesen sind sehr ungleich zwischen den Einkommensschichten verteilt. Während die Primarbildung erwartungsgemäß den Löwenanteil der Bildungsausgaben beansprucht, sind der Elementarbereich und vor allem der Sekundarbereich (vorwiegend privat) weniger gut ausgestattet und scheint die Hochschulausbildung relativ privilegiert zu sein. Obwohl die Verteilung der Bildungsausgaben im Primarbereich nach einem Ansatz zugunsten der Armen erfolgt, wird diese in den höheren Stufen zunehmend ungleich und kann im Hochschulbereich als Verteilung zugunsten der Reichen bezeichnet werden (der Hochschulbereich erhält ein Fünftel der gesamten Bildungsausgaben). Während die Primarbildung in der EFA-FTI-Initiative enthalten ist, ist der Sekundarbereich weiterhin sozial ungerecht und bedarf dringend weiterer internationaler Unterstützung. Neben der Stärkung des sozialen Zusammenhalts kann durch die Förderung der Sekundarbildung/beruflichen Bildung auch das Problem der massiven Jugendarbeitslosigkeit, eine der Hauptursachen für die Jugendkriminalität, angegangen und die Nutzung der potenziellen Vorteile durch die künftigen Abkommen zur Liberalisierung des Handels unterstützt werden. Gesundheit Nach den Darlegungen im Bericht über die Fortschritte zum Strategiepapier zur Armutsbekämpfung im Jahr 2005 stehen die wichtigsten Probleme bei der Verwirklichung der Ziele des Strategiepapiers zur Armutsbekämpfung mit der medizinischen Versorgung in Verbindung und sind trotz der Bemühungen der Regierung, die Ausgaben zu erhöhen, keine deutlichen Fortschritte erzielt worden. Daher seien die Interventionsstrategien zu überprüfen. Ungeachtet der erheblichen Fortschritte im Bereich der Gesundheit, insbesondere über die 1 Die Analyse der Arbeitskräfte des Landes zeigt auf, dass die durchschnittliche Bildung 4,7 Jahre beträgt und die Rendite der Bildung, d. h. die Auswirkungen eines einjährigen Schulbesuchs im Primar-, Sekundar- oder Tertiärbereich auf die Löhne und Gehälter, zu den niedrigsten der zentralamerikanischen Länder zählt, was die schlechte Qualität des Bildungswesens widerspiegelt. Die Abwesenheitsquote der Lehrer stellt weiterhin ein Problem dar und Prüfungsergebnisse der Schüler und Studierenden entwickeln sich rückläufig. Die hohe Schulabbrecherquote im Primarbereich und die geringe Beteiligungsquote im Sekundarbereich haben die scheinbare Leistung Honduras beim Schulbesuch nahezu zunichte gemacht. - 27 - 27 breiter angelegten Programmen zur medizinischen Grundversorgung, bestehen nach wie vor hohe Unterernährungsquoten sowie Mütter- und Kindersterblichkeitsraten und mangelhafte medizinische Versorgung, vorwiegend in ländlichen Gebieten. Honduras ist eines der lateinamerikanischen Länder, die am stärksten von AIDS betroffen sind. AIDS hat sich zu einem schwerwiegenden Gesundheitsproblem entwickelt und betrifft insbesondere die Erwerbsbevölkerung und die Garífuna. Der fehlende Zugang zu Trinkwassereinrichtungen (insbesondere in ländlichen Gebieten) und die zunehmende Wasserverschmutzung wirken sich negativ auf die Gesundheitslage aus. Zudem besteht ein ernsthaftes Verwaltungsproblem im Gesundheitssektor. Die Erweiterung der Dienstleistungen wurde von einer zunehmend unzulänglichen Nutzung der Einrichtungen und einem systematischen Rückgang der Produktivität begleitet. Der Zugang zu Krankenhäusern für die ländliche und indigene Bevölkerung wird hauptsächlich durch starre Regelungen für die Erbringung der Dienstleistungen beschränkt, ein Problem, für das sowohl auf das Gesundheitsministerium als auch das honduranische Sozialversicherungsinstitut (IHSS) verantwortlich sind. Zudem bestehen Verluste im System, da Personen, die keine Mitglieder sind, und Bevölkerungsgruppen, die sich die Kosten privater Dienstleistungen leisten könnten, medizinisch versorgt werden. Im Gegensatz zum Bildungswesen sind die Ausgaben für das Gesundheitswesen (5,6 % des BIP) (nach regionalen Standards) gering und werden hauptsächlich für Löhne und Gehälter aufgewendet, wodurch der extrem niedrige Stand der präventiven Gesundheitsversorgung betont wird. Durch die weit verbreitete Schattenwirtschaft sind zahlreiche Personen vom nationalen Krankenversicherungssystem ausgeschlossen. Angesichts dieser Umstände bildet eine auf Effizienz und Prävention sowie die Gesundheit von Müttern und Kindern abzielende Sektorreform das wichtigste Ziel eines derzeit erarbeiteten Rahmens für die sektorale Strategie. 5.2.2. Umwelt und nachhaltige Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen – Förderung einer Forstreform Die nachhaltige Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen muss offensichtlich weiterhin im Zentrum der Strategie der Gemeinschaft stehen. Die derzeitige Dynamik in Richtung einer Forstreform muss genau beobachtet und unterstützt werden. Sofern diese zu einer umfassenden Sektorstrategie führt, ist dieser Sektor vorrangig zu behandeln, ohne jedoch andere Interventionsbereiche außer acht zu lassen, falls die Forstreform zum Stillstand kommt oder sich als wenig überzeugend erweist. Die seit langem überfällige Reform der Forstwirtschaft hat vor kurzem durch den Prozess der Erarbeitung einer Sektorstrategie für den Waldfeldbau, der eine besondere forstwirtschaftliche Komponente enthält und die voraussichtliche Annahme neuer umfassender Gesetze für die Forstwirtschaft umfasst, neue Impulse erhalten. Zudem besteht eine wachsende politische Wertschätzung der Rolle der Wälder für die Verringerung der Armut im ländlichen Raum und der Notwendigkeit von Chancengleichheit für auf Gemeinschaften beruhende Erzeuger forstwirtschaftlicher Erzeugnisse. Der Gesetzentwurf zielt auf eine Harmonisierung und Konsolidierung sämtlicher bestehender Rechtsvorschriften für die Verwaltung und Bewirtschaftung von Wäldern, Schutzgebiete und Wildtierschutz, einschließlich ihrer Nutzung, Bewahrung, ihres Schutzes, ihrer Sanierung und Förderung, in einen einzigen Rechtsakt, um die Rechtsgrundlage zu vereinfachen1. Das Gesetz sieht zudem die Einrichtung eines vollständigen „Ministeriums für Forstwirtschaft“ statt der bestehenden Behörde vor. 1 Durch das Gesetz sollen zwei wichtige Hindernisse beseitigt werden: (i) Das Gesetz legt einen Vertrag über die Bewirtschaftung von Gemeindewald fest. Dadurch sollen die früheren Probleme in Verbindung mit - 28 - 28 Es fand eine ausführliche Erörterung des Gesetzes mit der Zivilgesellschaft statt. Die öffentliche Diskussion und Proteste gegen die Rodungen in der Region Olancho führten zu einer Umgestaltung des forstwirtschaftlichen Sektors, indem die Bedeutung der zivilgesellschaftlichen Organisationen und gemeinschaftlichen Organisationen hervorgehoben wurde. Trotz der noch nicht erfolgten Einigung zu einigen wichtigen strittigen Fragen entwickeln sich allmählich weniger antagonistische Positionen unter den Interessensgruppen. Die relative Konvergenz ist auf ein neues Bewusstsein zurückzuführen, dass der derzeitige Status Quo nicht länger vertretbar ist, und ebnet den Weg für Kompromisslösungen innerhalb angemessener Fristen. Neben einer Steigerung der Stabilität Honduras gegenüber Naturkatastrophen ist die Reform des honduranischen forstwirtschaftlichen Sektors erforderlich, um die Staatsführung zu verbessern und die Rechte ethnischer Minderheiten zu stärken. Zudem ist mit ihr eine erhebliche „wirtschaftliche Rendite“ verbunden (Förderung der Ausfuhren, Agrotourismus, Verringerung von Steuerhinterziehungen). Da ein Großteil der von der Abholzung und der damit verbundenen Schädigung der Wasserressourcen betroffenen Bevölkerung in armen Gebieten lebt, wird durch die Förderung forstwirtschaftlicher Tätigkeiten auch der soziale Zusammenhalt gefördert, insbesondere für indigene Bevölkerungsgruppen. Nach Schätzungen werden in Honduras pro Jahr 75 – 85 % der Laubbäume illegal in den Wäldern gerodet1. Dies stellt einen enormen Verlust für die honduranische Wirtschaft dar2. Aus staatlicher Sicht fasst die Forstwirtschaft die meisten Probleme Honduras (Vetternwirtschaft, Korruption, organisierte Kriminalität, usw.) zusammen und hält ein weit verbreitetes Klima der Illegalität und Gewalt aufrecht. Durch die Unterstützung eines unfairen Wettbewerbs werden alle Bemühungen um die Einführung einer ordnungsgemäßen Bewirtschaftung der forstwirtschaftlichen Ressourcen durch die drastische Senkung der wirtschaftlichen Rentabilität dieser Initiativen untergraben. Zudem trägt dieser zur Verschlechterung der forstwirtschaftlichen Ressourcen und dem entsprechenden Verlust der Umweltdienstleistungen bei. Der Abbau der Hindernisse für die Legalität bildet eines der wichtigsten Ziele. Dies umfasst sowohl Hindernisse, die die Einhaltung der Gesetze erschweren oder unmöglich machen, als auch Anreize für die Illegalität3. Nießbrauchsvereinbarungen gelöst und die Rechte an Gemeindewäldern langfristig anerkannt werden. (ii) Der Gesetzentwurf schlägt die Abschaffung der sehr niedrigen Nutzungsquote für auf Gemeinden beruhende Erzeugergruppen vor, die durch die Vorschriften des Gesetzes zur Modernisierung der Landwirtschaft im Jahr 1992 eingeführt wurden. Der Gesetzentwurf schlägt zudem vor, auf Gemeinden beruhenden Unternehmen die Teilnahme an Holzauktionen zu ermöglichen, teilweise durch ein neues Finanzierungsinstrument für den leichteren Zugang zu Auktionen für Waldfeldbaugruppen, die nachhaltige Bewirtschaftungsmethoden und die Einhaltung der technischen Vorschriften nachweisen können. 1 Dies umfasst zwischen 125 000 und 145 000 Kubikmeter. Bei den Nadelbäumen beträgt die illegale Rodung von zwischen 350 000 und 600 000 Kubikmetern 30 – 50 % der gesamten Jahresmenge. Der Marktwert des betreffenden illegalen Holzes wird auf insgesamt 55 -70 Mio. USD geschätzt. 2 Beispielsweise belaufen sich die jährlichen steuerlichen/finanziellen Verluste für den Staat für nur drei Einnahmequellen (Produktionssteuer, Einkommenssteuer und die Verschwendung öffentlicher Investitionen) auf zwischen 11 und 18 Mio. USD. Nach der Berücksichtigung indirekter Verluste beläuft sich diese Zahl möglicherweise insgesamt auf ein Vielfaches. 3 Die schwerwiegendsten Hindernisse sind (i) diejenigen in Zusammenhang mit der Verwirrung und Unsicherheit im Bodenrecht, (ii) „Fehler“ des Rechtsrahmens, (iii) die Schwäche der betreffenden Institutionen, (iv) fehlende Informationen und (v) wirtschaftliche Benachteiligungen. Zu den „Anreizen“ für illegale Tätigkeiten zählen (i) das geringe Risiko in Verbindung mit forstwirtschaftlicher Kriminalität, (ii) Korruption und (iii) die Situation vor Ort in abgelegenen Waldgebieten, die von einer geringen zentralen Kontrolle und einem ganzen Netz von eng miteinander verbundenen illegalen Tätigkeiten gekennzeichnet ist. - 29 - 29 Dem schlecht verwalteten und unterentwickelten forstwirtschaftlichen Sektor kam bislang noch keine umfassende internationale Hilfe zugute, wobei die Interamerikanische Entwicklungsbank (IDB), Deutschland und die Weltbank die engagiertesten Geber in diesem Bereich sind. Aufbauend auf dem erneut erwachten politischen Interesse an einer Forstreform scheint eine Unterstützung des sich anbahnenden „neuen Konzepts“ für die Forstwirtschaft sinnvoll zu sein, da es in Ermangelung einer starken internationalen Unterstützung nur von kurzer Dauer sein könnte. Unter Berücksichtigung der umfassenden Erfahrung durch zahlreiche kleine Projekte in der Forstwirtschaft1 sollte sich das Programm mit den folgenden drei Bereichen befassen: Staatsführung, nachhaltige Bewirtschaftung und wirtschaftliche Entwicklung: • • • Staatsführung: Unterstützung der Reform des Rechtsrahmens, Berücksichtigung der Wälder in einem allgemeineren Rahmen der Bodennutzung und Wiederherstellung eines stabilen Gleichgewichts zwischen landwirtschaftlichen und forstwirtschaftlichen Tätigkeiten, Beschäftigung mit den Fragen der Staatsführung und der Verwaltungskapazitäten; Gewährleistung der Beteiligung aller Interessensgruppen und Stärkung lokaler Gemeinschaften, Unterstützung der Katasterverwaltung und des Prozesses der Eintragung von Eigentum zur Verbesserung der Sicherheit im Bodenrecht sowie Förderung der Umsetzung internationaler Verpflichtungen (insbesondere Klimawandel) Nachhaltige Bewirtschaftung: Förderung einer nachhaltigen Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen zur Gewährleistung einer umweltverträglichen Nutzung (Holz und Nichtholzprodukte), Schutz der Wassereinzugsgebiete und der Biodiversität, Förderung von Alternativen zu Holz für die Energiegewinnung und zu landwirtschaftlichen Praktiken auf Grundlage der Waldrodung sowie der Schutz vor Bodenerosion Wirtschaftliche Entwicklung: Förderung von legalem Handel und legaler Beschäftigung, insbesondere ausgegrenzter junger Menschen, durch die Entwicklung eines privaten Sektors in der Forstwirtschaft (Verarbeitung und Vermarktung von Holz und Nichtholzprodukten durch kleine und mittlere Unternehmen), Förderung von Zertifizierung und fairem Handel mit forstwirtschaftlichen Erzeugnissen 5.2.3.Programm für das Justizwesen und die öffentliche Sicherheit Wie bereits erwähnt, hat sich Honduras durch Unsicherheit und Gesetzlosigkeit zum Land mit der zweithöchsten Kriminalität in Lateinamerika entwickelt. Die zunehmende öffentliche Unsicherheit wirkt sich mittlerweise in vielfacher Hinsicht auf die Menschenrechte aus. Unsicherheit stellt nicht nur an sich eine Verweigerung eines grundlegenden Menschenrechts für große Teile der Bevölkerung dar, sondern hat zudem zu einer Ordnungs- und Sicherheitspolitik der harten Hand geführt, bei deren Durchsetzung auch in Grundrechte eingegriffen wird (willkürliche Festnahmen, übermäßige Überweisungen in die Untersuchungshaft, Überbelegung von Haftanstalten, Tötung und Missbrauch in Haftanstalten, mögliche Wiedereinführung der Todesstrafe, usw.). Neben den mit grundlegenden Freiheiten verbundenen Aspekten ist die Bekämpfung der Unsicherheit auch für den sozialen Zusammenhalt von entscheidender Bedeutung. Wie bei der Schädigung der Umwelt sind die am stärksten betroffenen Bevölkerungsgruppen auch die 1 Siehe insbesondere „Umweltaspekte Europäischer Rechnungshof, 2005 der - 30 - Entwicklungszusammenarbeit in Zentralamerika“, 30 Benachteiligsten und die meisten Bandenmitglieder stammen aus mittellosen Haushalten. Zudem beeinflusst das Verhalten der Bandenmitglieder das Bild der jungen Menschen insgesamt. Dies führt zur Stigmatisierung und sozialen Entfremdung einer ganzen Generation. Die bis vor kurzem angewandte Politik der harten Hand (als „Tolerancia zero” bezeichnet) hat versucht, die Kriminalität zu bekämpfen, ließ die sozioökonomischen Ursachen jedoch völlig außer acht, woraus sich schließen lässt, dass selbst ihre offensichtlichen Auswirkungen von kurzer Dauer sein werden. Zudem sind schwerwiegende finanzielle Zwänge, die öffentlichen Ausschreitungen bei Massakern unschuldiger Personen durch Banden und die zunehmende soziale Gleichgültigkeit angesichts der schwierigen Lage der jungen Menschen Faktoren, aufgrund derer ein Großteil der Bevölkerung Prävention und vor allem eine Politik der Rehabilitation nicht unterstützt. Die wenigen bestehenden Präventions- und Rehabilitationsprojekte haben in der Tat nur geringe und sporadische Auswirkungen. Viele dieser Projekte werden von ausländischen Gebern oder nichtstaatlichen Einrichtungen wie Kirchen und nicht von öffentlichen Behörden ins Leben gerufen. Langsam wächst jedoch das Bewusstsein, dass die Wirkung der Law-and-Order-Politik verpufft ist oder diese zu Rückschlägen geführt hat und durch Präventions- und Rehabilitationsprogramme zu ergänzen ist. Daher müssen die Geber eingreifen und dieses neue Bewusstsein durch die Förderung eines integrierten Konzeptes unterstützen. Angesichts des Umfangs der Unsicherheit ist eine engagierte Intervention der Gemeinschaft erforderlich, die weit über die allgemeine Unterstützung für Humankapital im Rahmen der Unterstützung des Strategiepapiers zur Armutsbekämpfung (PRSP) hinausgeht. Nach den Empfehlungen im jüngsten Bericht über die Unsicherheit der Missionsleiter der EU in Honduras sollte sich die Gemeinschaft in ihrer Programmplanung speziell mit der Unsicherheit beschäftigen. Nach den Ausführungen im Gesetz zu Prävention und Rehabilitation von 2001 und auch nach jüngsten offiziellen Diagnosen1 ist das vielschichtige Problem nicht nur im Sinne von Recht und Ordnung, sondern in einer integrierten Weise zu betrachten. Für die Lösung des Problems ist die Ausarbeitung einer umfassenden Politik für Justiz und öffentliche Sicherheit erforderlich. Für ihre Wirksamkeit sollte diese Politik auf drei Ansätzen beruhen: Prävention, Gesetzesvollzug und Rehabilitation. Die Maßnahmen für den Gesetzesvollzug sind weiterhin wichtig, da die Jugendbanden mittlerweile so stark und weit verbreitet sind, dass sie weiterbestehen würden, selbst wenn keine externen sozialen Ursachen mehr bestünden, ungeachtet der Einführung von Präventions- und Rehabilitationsprogrammen. Über die herkömmlichen Maßnahmen für den Gesetzesvollzug hinaus muss der Schwerpunkt jetzt auf die Prävention gelegt werden. Diesbezüglich haben sich die eingeleiteten staatlichen Programme wie „Comunidad mas Segura“ bereits als wirksam erwiesen und sollten daher landesweit ausgedehnt werden2. Die Rehabilitationsbemühungen sollten zudem deutlich gesteigert werden, da viele Bandenmitglieder ihre Bereitschaft zum Verlassen der Banden signalisiert haben, wenn ihnen eine Alternative angeboten würde. Zu einem Zeitpunkt, zu dem Rehabilitation mit öffentlicher Ungläubigkeit, wenn nicht reinem Unverständnis begegnet wird, ist dennoch ein Rehabilitations- und Präventionsprogramm für junge Straftäter, die ihr Leben ändern wollen, 1 „Diagnostico de los Servicios de Prevencion, Rehabilitacion y Reinsercion social de Personas vinculadas a Pandillas o Maras in Honduras”, Programa Nacional de Prevencion, Rehabilitacion Y Reinsercion Social, Unidad desconcentrada de la Presidencia de la Republica de Honduras, Septiembre 2005 2 In diesem Zusammenhang sollte das multisektorale Programm der Interamerikanischen Entwicklungsbank (IDB) in der Region Sula Valley berücksichtigt werden. - 31 - 31 erforderlich, um Vergeltungsmaßnahmen durch Bandenmitglieder zu verhindern und eine wirtschaftliche Alternative zur Kriminalität zu bieten. Rehabilitation ist der Polizei, die einen hohen Tribut an Menschenleben aufgrund der Kriminalität und Gewalt zu zahlen hatte oder die Bandenmitglieder als verlorene Straftäter betrachtet, jedoch sehr fern. Aus diesen Gründen sollte eine umfassende Aufklärungskampagne Teil jeder Intervention bilden. 5.3. Kohärenz mit anderen EG-Politiken und -Instrumenten Eine Analyse der entsprechenden Politiken und Instrumente der Kommission und ihrer möglichen Auswirkungen auf Honduras zeigt auf, dass diese mit der vorliegenden Strategie vereinbar und kohärent sind. Es ist jedoch wichtig, auf einige Durchführungsaspekte hinzuweisen, über die sich honduranische Beamte besorgt äußerten. Die Bedenken betreffen das Allgemeine Präferenzschema (APS), da der begrenzte Zeitraum möglicherweise unzureichend ist, um langfristige Investitionen anzuziehen (trotz der jüngsten Reform des APS), sowie die EG-Handelspolitik im Agrarbereich, insbesondere der Bananensektor. Eine detaillierte Prüfung der Kohärenz der EG-Politiken und -Instrumente gegenüber Honduras findet sich in Anhang 9 „Policy Mix“, der einige politische Leitlinien umfasst. 5.3.1. Strategie außerhalb der Schwerpunktbereiche, weitere Haushaltsinstrumente der EG Strategie außerhalb der Schwerpunktbereiche: Fazilität für die regionale Integration Mit der künftigen Verhandlung eines Assoziationsabkommens zwischen Zentralamerika und der Europäischen Union und dem Inkrafttreten des CAFTA wird Honduras in den kommenden Jahren wesentliche Herausforderungen in Bezug auf die regionale Wirtschaftsintegration zu bewältigen haben. In diesem Zusammenhang sind nachhaltige und richtig konzipierte Anpassungsbemühungen erforderlich, wenn Honduras den Stand seiner stärker integrierten nördlichen Nachbarstaaten (El Salvador and Guatemala) erreichen und die potenziellen Vorteile des Integrationsprozesses nutzen will. Die aktive Beteiligung Honduras ist für den Erfolg des regionalen Integrationsprozesses von entscheidender Bedeutung, und zwar nicht nur aufgrund der zentralen Lage des Landes im Herzen der Region, sondern auch um die erforderliche Anzahl von Ländern für eine Fortführung der regionalen Integration sicherzustellen. Trotz der ehrgeizigen politischen Erklärungen der zentralamerikanischen politischen Führer und der in jüngster Zeit zu verzeichnenden Fortschritte bei der Schaffung einer Zollunion ist die Bereitschaft der verschiedenen zentralamerikanischen Länder angesichts der Herausforderungen durch die Integration unterschiedlich und bietet im Allgemeinen Möglichkeiten für Verbesserungen. Mit seinem kleinen Binnenmarkt und der geringen Widerstandsfähigkeit gegenüber externen Schocks bildet Honduras keine Ausnahme. Abhängig von der Vorbereitung und Reaktion auf die Integration werden die Entwicklungschancen des Landes tiefgreifend beeinflusst, entweder negativ oder positiv. Das Engagement Honduras für die regionale Integration ist jetzt ohne Vorbehalte, jedoch auch relativ neu. Daher besteht die Notwendigkeit, Honduras bei der Festigung seiner Kapazitäten zur Planung von Politik, der Abschwächung möglicher Integrationsschocks und der Maximierung der Vorteile zu unterstützen. - 32 - 32 Für ihren Erfolg muss diese Politik sowohl auf regionaler Ebene (über das regionale Strategiepapier für Zentralamerika (RSP) der Gemeinschaft) als auch auf nationaler Ebene umgesetzt werden. Auch wenn die Reformagenda der regionalen Integration hauptsächlich über regionale Kooperationsprogramme unterstützt werden soll, sind dennoch einige besondere Anstrengungen auf nationaler Ebene erforderlich, die sich in ihrer Art und/oder ihrem Umfang je nach lokalem Kontext unterscheiden können. Zusätzlich zu den Maßnahmen im Rahmen des regionalen Strategiepapiers für Zentralamerika besteht daher in Honduras ein klarer Grund für die Einführung einer „Integrationsfazilität“ auf nationaler Ebene, mit der regionale Ambitionen in nationale Reformpolitiken umgewandelt werden sollen. Der genaue Umfang dieser Fazilität muss so zugeschnitten sein, dass die im Rahmen einer Bewertung der Bereitschaft Honduras für die regionale Integration ermittelten Schwachstellen angegangen werden können. Von der gemeinsamen Arbeitsgruppe der Europäischen Union und Zentralamerika wurde eine gemeinsame Beurteilung der regionalen Wirtschaftsintegration in Zentralamerika erstellt, um ein klares Bild der Region in Bezug auf Mängel und Ergebnisse der Bemühungen für das Erreichen einer Wirtschaftsintegration, die die Verhandlung eines Assoziationsabkommen mit der Europäischen Union ermöglicht, zu erhalten. Neben dieser Bestandaufnahme werden auch weitere Notwendigkeiten, die während des Verhandlungsprozesses und der Einführung des Assoziationsabkommens auftreten, geprüft und berücksichtigt. Gegebenenfalls wird diese Fazilität für die regionale Integration durch eine Studie zur Bewertung des Bedarfs des Handels, die sich speziell diesem Ziel widmet, ausgeweitet. Die Interventionsbereiche dieser Fazilität für die regionale Integration sollten gemeinsam von den Empfängern (Ministerium für Handel und Industrie) und der EG entschieden werden und können folgende Themen umfassen: Reform der Steuerpolitik: Zur Sicherung nachhaltigerer Einnahmequellen bei gleichzeitiger Förderung eines stärkeren sozialen Zusammenhalts. Rechts- und Verordnungsrahmen: Zur Unterstützung Honduras bei der Umsetzung der Verpflichtungen für die regionale Integration und die möglicherweise durch ein künftiges biregionales Assoziationsabkommen mit der EU entstehenden Verpflichtungen, insbesondere in Bezug auf eine Zollunion. Dies erfolgt ergänzend zu Maßnahmen für den regionalen Kapazitätenaufbau und als Reaktion auf einen eindeutig ermittelten nationalen Bedarf. Handelsbezogene technische Hilfe/privater Sektor: Zur Unterstützung der Aufnahme Honduras in den regionalen und internationalen Markt für bestimmte Produkte mit Ausfuhrpotenzial, wie z. B. nicht traditionelle Ausfuhren, zertifizierte forstwirtschaftliche Erzeugnisse oder forstliche Nichtholzprodukte. Die Maßnahmen sollten ergänzend zur regionalen handelsbezogenen Hilfe erfolgen und könnten Handelserleichterungen, Zertifizierungseinrichtungen, das Erreichen der gesundheits- und pflanzenschutzrechtlichen Standards, Maßnahmen in Zusammenhang mit dem Zollwesen, usw. umfassen. Weitere thematische Programme und Haushaltsinstrumente Der voraussichtliche Umfang und die erwarteten Auswirkungen dieser Strategie sowie die möglichen Wechselwirkungen mit anderen thematischen Programmen der Gemeinschaft (mit besonderen Zielen und Programmplanungsverfahren) werden in Anhang 9 detailliert dargestellt. Insbesondere ist die Unterstützung für die Reform der Forstwirtschaft in Verbindung mit dem neuen thematischen Programm im Bereich Umweltschutz und nachhaltige Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen, einschließlich Energie, den Entwicklungen in Zusammenhang mit der der Wasserinitiative der EU und den Maßnahmen - 33 - 33 im Rahmen von DIPECHO zur Vorbeugung und Abminderung der Auswirkungen von Naturkatastrophen zu sehen. Auch der Gemeinschaftsbeitrag zum Weltgesundheitsfonds für die Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria ergänzt die im Rahmen dieser Strategie bereitgestellten Hilfe für das Gesundheitswesen. Allgemein sollten auch die überarbeitete Initiative für Demokratie und Menschenrechte der Europäischen Union und die Kofinanzierung nichtstaatlicher Akteure und lokaler Behörden im Entwicklungsprozess bei der Strukturierung der Beteiligung der Zivilgesellschaft an den in dieser Strategie vorgesehenen sektorbezogenen Konzepten berücksichtigt werden. Schließlich erfordert die fortbestehende Ernährungsunsicherheit in Honduras im Rahmen des Ernährungssicherungsinstruments besondere Berücksichtigung. Die Infrastruktur ist kein Schwerpunktbereich und könnte über mögliche Maßnahmen der Europäischen Investitionsbank (EIB) unter Berücksichtigung von Honduras in Angriff genommen werden. Auch sollte die EG eine stärkere Beteiligung Honduras an den regionalen Programmen zur Entwicklung des privaten Sektors fördern. 5.3.2. Sektorübergreifende Aufgaben Die Umweltdimension steht durch die Komponente ländliche Entwicklung/Forstwirtschaft und gegebenenfalls den entsprechenden Rückgriff auf Umweltverträglichkeitsprüfungen im Vordergrund des Länderstrategiepapiers. Auch die Komponente Justiz und öffentliche Sicherheit trägt allgemein zur Konfliktverhütung auf nationaler und regionaler Ebene bei. Geschlechtsspezifische Aspekte werden bei der Konzeption von Programmen berücksichtigt und geschlechtsspezifische Ziele finden sich sowohl in der umfassenden Budgethilfe für das Strategiepapier zur Armutsbekämpfung (PRSP) (im Bildungs- und Gesundheitswesen) als auch in der Komponente Forstwirtschaft des Länderstrategiepapiers. Da junge Frauen zunehmend vom Bandenphänomen betroffen sind (sowohl als Mitglieder als auch als Opfer), wurde der Gleichstellungsaspekt auch in die Komponente Justiz und öffentliche Sicherheit dieser Strategie aufgenommen. Die Rechte indigener Bevölkerungsgruppen werden insbesondere in der Komponente Forstwirtschaft des Länderstrategiepapiers hervorgehoben. Zudem dürfte die indigene Bevölkerung als besonders gefährdete Gruppe deutlich von der umfassenden Budgethilfe für das Strategiepapier zur Armutsbekämpfung (PRSP) profitieren. Kinderrechte in Bezug auf Bildung und Gesundheit werden im Rahmen der Komponente des Strategiepapiers zur Armutsbekämpfung (PRSP) behandelt, während der Schutz von Kindern einen wesentlichen Bestandteil der Komponente Justiz und öffentliche Sicherheit des Länderstrategiepapiers bildet. 6. VORSTELLUNG DES RICHTPROGRAMMS Der Grundsatz des Übergangs zur Budgethilfe Budgethilfe und - soweit möglich – zu Sektorkonzepten wird von der Kommission unterstützt. Nach einer ordnungsgemäßen Prüfung des aktuellen Wirtschafts- und Haushaltslage wurden gemäß den Empfehlungen der unabhängigen Bewertung der Gemeinschaftshilfe für Honduras zum jetzigen Zeitpunkt Sektorkonzepte und Budgethilfe für tragfähige Instrumente für die Zusammenarbeit befunden und zwar ungeachtet anderer Durchführungsmechanismen, wenn dies weitere Sektorentwicklungen erfordern. Das nationale Richtprogramm wird regelmäßig gemäß der geltenden Verordnung/Vereinbarung überprüft. Die Mittelzuweisung für die Durchführung dieser Strategie ist festzulegen. Die Mittelzuweisung für das Land erfolgt ergänzend zu den - 34 - 34 entsprechenden thematischen Programmen der Gemeinschaft (wie z. B. für NGO, Umwelt und tropische Regenwälder, Menschenrechte) und den regionalen und subregionalen Programmen für Latein- und Zentralamerika. Nach einer Prüfung der (gegebenenfalls) bereits vorhandenen Umweltverträglichkeitsprüfungen und der Aufnahme ihrer Schlussfolgerungen in die nach diesem Länderstrategiepapier vorgesehenen sektorbezogenen Strategien kann die EG die Durchführung einer strategischen Umweltverträglichkeitsprüfung im Hinblick auf das Erreichen einer angemessenen Integration von Umweltaspekten in ihre Politiken der Zusammenarbeit beschließen. Die strategische Umweltverträglichkeitsprüfung kann in Zusammenarbeit mit anderen Gebern und der honduranischen Regierung durchgeführt werden. 6.1. Schwerpunkte und Ziele des Länderstrategiepapiers • Stärkung des sozialen Zusammenhalts durch Investitionen in Humankapital (Gesundheit und Bildung) zur Verringerung der tief verwurzelten sozialen Unterschiede und regionalen Ungleichgewichte und zur Erhöhung der Wirksamkeit der Strategie zur Armutsbekämpfung des Landes. • Stärkung der nachhaltigen Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen mit besonderem Schwerpunkt auf der Forstwirtschaft zur Verringerung der starken Gefährdung Honduras durch Naturkatastrophen, zur Bekämpfung der Armut im ländlichen Raum, zur Schaffung von Beschäftigung und zur Förderung einer verantwortungsvollen Staatsführung und von legalem Handel. • Entwicklung einer umfassenden Politik für die öffentliche Sicherheit und Justiz zur Verringerung der Unsicherheit im öffentlichen Bereich durch die Förderung des Gesetzesvollzugs, Stärkung des Gerichtswesens und Verbesserung der Prävention zur Umkehrung des Marginalisierungsprozesses, von dem die jüngere Generation betroffen ist und diese kriminellen Jugendbanden zuführt. 6.2. Besondere Ziele und geplante Empfänger 6.2.1. Schwerpunkt 1: Verbesserung des sozialen Zusammenhalts Budgethilfe für das Strategiepapier zur Armutsbekämpfung) (umfassende Besondere Ziele Bildung: Verbesserung der Primarbildung durch die Ausweitung des Zugangs zu Bildung in ländlichen Gebieten, Reform und Entwicklung der Sekundarbildung durch verbesserten Zugang für arme und ländliche Bevölkerungsgruppen zur Sekundarbildung sowie Gleichstellung von Mann und Frau; Reform und Entwicklung der beruflichen Bildung; Verbesserung der Effizienz der Bildung Gesundheit: Senkung der Säuglingssterblichkeitsrate, der Kindersterblichkeitsrate bei Kindern unter fünf Jahren und Unterernährung von Kindern, Senkung der Müttersterblichkeit und Entwicklung einer präventiven Gesundheitsversorgung Geplante Empfänger - 35 - 35 Im Gesundheits- und Bildungsbereich umfasst das Strategiepapier zur Armutsbekämpfung (PRSP) einen hohen Anteil der armen Bevölkerung. Die Armen im ländlichen Raum dürften hauptsächlich von einer besseren Bildungspolitik profitieren, während die Verbesserungen in der präventiven Gesundheitsversorgung und der medizinischen Versorgung von Kindern und Müttern vorwiegend jungen Frauen und Kindern zugute kommen, die beide als besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen gelten. 6.2.2. Schwerpunkt 2: Verbesserung der Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen (Budgethilfe für die Forstwirtschaft) Besondere Ziele Ergänzung der Strategie des Landes für die Forstwirtschaft, es wird ein integriertes Konzept unter Berücksichtigung der folgenden Ziele angestrebt: Ziel im Bereich Staatsführung: Unterstützung der Reform und Festigung des Rechtsrahmens, Berücksichtigung der Wälder im allgemeineren Rahmen der Bodennutzung, Beschäftigung mit den Fragen der Staatsführung (illegale Rodungen) und Schwächen der Verwaltungskapazitäten; Hilfestellung bei der Umsetzung internationaler Verpflichtungen (insbesondere im Zusammenhang mit der Klimaveränderung), Sicherstellung der Beteiligung aller Interessensgruppen und Stärkung lokaler Gemeinschaften, Unterstützung der Katasterverwaltung und des Prozesses der Eintragung von Eigentum zur Verbesserung der Sicherheit im Bodenrecht, insbesondere unter Einhaltung von Gewohnheitsrechten und Beachtung des Eigentums an Boden und Ressourcen Ziel der nachhaltigen Bewirtschaftung: Förderung der ökologischen Ressourcen und Regeneration des Forstes, Erhaltung der biologischen Vielfalt und Vermeidung einer Gefährdung der Umwelt für eine umweltverträgliche Nutzung (Holz und forstliche Nichtholzprodukte) und den Schutz der Wassereinzugsgebiete und vor Bodenerosion; Förderung von Alternativen zu Holz für die Energiegewinnung und zu landwirtschaftlichen Praktiken auf Grundlage der Rodung von Flächen mit Waldbestand, Ermittlung und Bewertung der Umweltkosten und –vorteile; Förderung der Zertifizierung und eines gerechten Handels mit forstwirtschaftlichen Erzeugnissen Ziel der wirtschaftlichen Entwicklung: Beschäftigung und Handel: Förderung von Beschäftigung, insbesondere ausgegrenzter junger Menschen, durch die Entwicklung eines privaten Sektors in der Forstwirtschaft (Verarbeitung und Vermarktung von Holz und forstlichen Nichtholzprodukten durch kleine und mittlere Unternehmen), Entwicklung eines Handelspotenzials für legale Rodungen, Erhöhung der wirtschaftlichen und ökologischen Vorteile durch Waldökosysteme und forstliche Nichtholzprodukte Geplante Empfänger Es wird ein Konzept mit zahlreichen beteiligten Akteuren unter Berücksichtigung der Interessen aller an der forstwirtschaftlichen Entwicklung beteiligten Gruppen angestrebt: Behörden (für die forstwirtschaftliche Entwicklung zuständige staatlichen Behörden und lokale Behörden in Waldregionen); Zivilgesellschaft (im Umweltschutz aktive Organisationen, indigene Bevölkerungsgruppen, lokale ländliche Gemeinschaften, Frauenverbände); privater Sektor (kleine und mittlere rechtstreue Unternehmen) 6.2.3. Schwerpunkt 3: Verbesserung der Justiz und öffentlichen Sicherheit - 36 - 36 Besondere Ziele Es wird ein auf drei Ansätzen beruhendes Konzept unter Berücksichtigung der folgenden Ziele angestrebt: • Ziel des Gesetzesvollzugs: Stärkung der Polizeiführung und Kontrollsysteme zur Verbesserung der Disziplin/Aufsicht der Polizei, Unterstützung der für die Untersuchung zuständigen Polizei und insbesondere der Sondereinheit, die mit der Untersuchung gewaltsamer Todesfälle von Kindern befasst ist; Weiterbildung in Menschenrechten, ordentlichen Verfahren und Erfassung von Informationen über Banden für Polizeikräfte; Unterstützung eines besonderen Zeugenschutzprogramms, Differenzierung zwischen Bandenmitgliedern durch Identifizierung und Ausrichtung auf die Führer der Banden • Ziel der Prävention: Ausweitung der dezentralen und an Gemeinschaften orientierten Politik und Präventionsprogramme (wie z. B. „mesas ciudadanas de seguridad“); Förderung der interinstitutionellen Zusammenarbeit zwischen Polizei, Justiz und Gruppenführern auf lokaler Ebene; Entwicklung von Programmen zur Kriminalitätsprävention in Schulen mit Ausrichtung auf gefährdete Jugendliche; Förderung besonderer beruflicher Bildungsprogramme für als sozial gefährdet eingestufte Kinder; Förderung von Programmen zum Einzug/zur Registrierung von Kleinwaffen; Reform des Inhaftierungssystems zur Verringerung der Überbelegung und Trennung der jungen Straftäter von anderen schweren Kriminellen • Ziel der Rehabilitation und Wiedereingliederung: Unterstützung der beruflichen Bildung und von Maßnahmen zur Einkommenserzielung für ehemalige Bandenmitglieder; Entwicklung von Beschäftigungsmöglichkeiten für ehemalige Bandenmitglieder in gemeinnützigen Einrichtungen (möglicherweise in der Forstwirtschaft); Förderung von Projekten zur Entfernung von Tätowierungen; Entwicklung eines Schutzes vor Vergeltungsmaßnahmen der Banden; Ausweitung der Rehabilitationsprogramme für drogenabhängige „Mareros“ Geplante Empfänger Die gesamte Bevölkerung dürfte von einem weniger unsicheren Umfeld profitieren, insbesondere die benachteiligsten Bevölkerungsgruppen, die gleichzeitig auch am stärksten von der Unsicherheit betroffen sind. Insbesondere sollte das Programm den folgenden Gruppen zugute kommen: Junge Menschen (sozial gefährdete Minderjährige und ihre Familien; junge Häftlinge, junge Drogenabhängige und insbesondere Inhaftierte; an Rehabilitationsprogrammen teilnehmende ehemalige Straftäter; Staat (Behörden, die außergerichtliche Hinrichtungen, insbesondere von Minderjährigen untersuchen; Polizeiabteilungen, die im Bereich Prävention, Zeugenschutz und Waffenregistrierung/Einzug tätig sind, lokale/kommunale Polizei; Zivilgesellschaft (in der Kriminalitätsprävention und Rehabilitation tätige Organisationen, Kirchen, NRO) 6.3. Erwartete Ergebnisse Für jede Komponente des Länderstrategiepapiers wird in Anhang 1 eine vorläufige Aufstellung der Indikatoren dargestellt, die während der Vorbereitungsphase zu formalisieren und abzuschließen ist. So weit wie möglich werden die Indikatoren dem Rahmen des Strategiepapiers zur Armutsbekämpfung (PRSP) oder den entsprechenden nationalen - 37 - 37 Sektorstrategien entnommen und gegebenenfalls um zusätzliche, spezifisch auf die Intervention der Gemeinschaft zugeschnittene Indikatoren ergänzt. 6.3.1. Umfassende Budgethilfe zur Unterstützung des Sozialsektors im Rahmen des Strategiepapiers zur Armutsbekämpfung Offensichtlich bestehen die wichtigsten Ziele in diesem Zusammenhang in den im Strategiepapier zur Armutsbekämpfung (PRSP) für das Bildungs- und Gesundheitswesen festgelegten Zielen, die weitgehend an den entsprechenden Millenniums-Entwicklungszielen ausgerichtet sind. Auch das nationale Programm zur Effizienz der Bildung, das derzeit erarbeitet wird, ist entsprechend zu berücksichtigen. Besondere Aufmerksamkeit wird jedoch der Sekundarbildung/beruflichen Bildung sowie der Verbesserung der Strategien für die Reform des Sektors und den Indikatoren für die Sektoreffizienz im Gesundheits- und Bildungswesen gewidmet. Dabei kann die Ergänzung der bestehenden Indikatoren erforderlich sein. Angesichts des zunehmenden Umweltbewusstseins durch die Bildung ist ein besonderer Ergebnisindikator aufzunehmen. 6.3.2.Forstwirtschaft So weit wie möglich werden die Indikatoren von der Regierungsstrategie zur Forstwirtschaft (PRONAFOR) und den entsprechenden Teilen des Strategiepapiers zur Armutsbekämpfung abgeleitet. Die unzureichende Behandlung der forstwirtschaftlichen Themen im Strategiepapier zur Armutsbekämpfung (PRSP) macht jedoch die Festlegung genauerer Indikatoren im Rahmen des Programms erforderlich. Gegebenenfalls kann die Matrix auf den Ergebnissen einer strategischen Umweltverträglichkeitsprüfung beruhen. 6.3.3. Justiz und öffentliche Sicherheit Die Programmindikatoren beruhen größtenteils auf dem Gesetz zu Prävention, Rehabilitation und sozialer Wiedereingliederung1 und dem entsprechenden nationalen Programm zu Prävention, Rehabilitation und sozialer Wiedereingliederung. Die derzeit vom Sicherheitsministerium im Bereich der öffentlichen Sicherheit erarbeitete Sektorstrategie sollte so weit wie möglich berücksichtigt werden. 6.4. Zur Erreichung dieser Ziele durchzuführende Programme, Formen der Unterstützung 6.4.1. Umfassende Budgethilfe für das Strategiepapier zur Armutsbekämpfung Grund für die Modalität der Unterstützung: Der Aktualisierungsprozess des Strategiepapiers zur Armutsbekämpfung (PRSP) war zum Zeitpunkt der Erstellung noch nicht abgeschlossen. Die grundlegenden Voraussetzungen für eine Berücksichtigung der umfassenden Budgethilfe für das Strategiepapier zur Armutsbekämpfung (PRSP) scheinen jedoch erfüllt zu sein2. Grundannahmen: Es sind (i) weitere Fortschritte bei der Ausweitung und Genauigkeit der Mechanismen für die Überwachung der Ausgaben zur Armutsbekämpfung, die Ergänzung der Matrix der Indikatoren und die Verbindung von Sektorpolitiken mit dem Strategiepapier zur Armutsbekämpfung (PRSP), (ii) eine engere Verbindung des nationalen Strategiepapiers zur 1 Angenommen am 31. Oktober 2001 durch die Verordnung 141-2001 Makroökonomische Stabilität, Fortschritte bei der Verwaltung der öffentlichen Finanzen, Vollständigkeit des Rahmens des Strategiepapiers zur Armutsbekämpfung (PRSP) und Relevanz der Indikatoren, Eigenverantwortung der Behörden und Beteiligung der Zivilgesellschaft 2 - 38 - 38 Armutsbekämpfung (PRSP) mit regionalen und lokalen Entwicklungsplänen, (iii) eine bessere Festlegung der Ausgaben für die Armutsbekämpfung, die Vervollständigung der Aufstellung der mit dem Strategiepapier zur Armutsbekämpfung (PRSP) verbundenen Maßnahmen und (iv) eine Verbesserung der Sichtbarkeit des Strategiepapiers zur Armutsbekämpfung (PRSP) insgesamt zu verzeichnen. Der im Jahr 2005 von allen Präsidentschaftskandidaten bekräftigte parteienübergreifende Willen darf nicht unbeachtet bleiben. Auch die vor kurzem von gleichgesinnten Gebern eingerichtete Gruppe der Budgethilfengeber bietet ein Instrument für die Definition des Programms nach vereinbarten Grundsätzen. Risiken: Sollte das politische Engagement für den Prozess des Strategiepapiers zur Armutsbekämpfung (PRSP) ins Stocken kommen, könnte für die Sektorpolitiken im Gesundheits- und Bildungswesen separat eine besondere Gemeinschaftsunterstützung in Form von eigenständigen sektorbezogenen Ansätzen (SWAP) (statt einer umfassenden Budgethilfe) oder traditionellen Projekten zur Verfügung gestellt werden. 6.4.2. Budgethilfe: Forstwirtschaft/natürliche Ressourcen Grund für die Modalität der Unterstützung: Die Budgethilfe scheint die geeignetste Modalität zu sein. Bislang macht die unzureichende Abdeckung der Forstwirtschaft im Strategiepapier zur Armutsbekämpfung (PRSP) die gesonderte Behandlung dieses Sektors als eigenständiges Sektorprogramm erforderlich. Die Zusammenarbeit zwischen den Gebern wurde ausgeweitet und bietet stabile Voraussetzungen für Überlegungen zu gemeinsamen Maßnahmen oder Kofinanzierung. Annahmen: In diesem empfindlichen Bereich würde eine Intervention der Gemeinschaft in Form von sektorbezogenen Ansätzen (SWAP)/Budgethilfe auf der Annahme des Gesetzes zur Forstwirtschaft (und dessen Qualität), das auf einen ausreichenden Konsens mit der Zivilgesellschaft gestützt ist, sowie der Festigung der nationalen Strategie zur Forstwirtschaft (PRONAFOR) beruhen. Eine solide Dreiparteienkonsultation und ein Überwachungsprozess (unter Beteiligung der Behörden, Geber und der Zivilgesellschaft) sind von größter Bedeutung. Es wird angenommen, dass sich die aktuelle politische Dynamik in Verbindung mit der Forstwirtschaft bis zum Zeitpunkt der Ausgestaltung der Intervention der Gemeinschaft beschleunigen wird. Risiken: Für die Behörden stellen das Erzielen eines Konsenses zwischen den Interessensgruppen und der Ausgleich von Interessenskonflikten nach wie vor eine Herausforderung dar. Sollten die aktuellen Bemühungen zur Konzeption einer Sektorstrategie und Annahme des Gesetzes zur Forstwirtschaft nicht erfolgreich sein, könnte eine projektbasierte Durchführungsform in Erwägung gezogen werden. Weitere Aspekte der Durchführung: Ungeachtet der Modalität der Hilfe stellt ein dezentrales Konzept, das sich so weit wie möglich auf lokale Behörden und Gemeinschaften stützt, eines der wichtigsten Ziele dar. Auch ohne einen Schwerpunkt auf die Forstwirtschaft war die Gemeinschaftshilfe in der Vergangenheit im Bereich der ländlichen Entwicklung und des Schutzes der natürlichen Ressourcen bedeutend und vielfältig. Bei der Erstellung des Budgethilfeprogramms für die Forstwirtschaft sind entsprechende Anstrengungen zu unternehmen, um die Vereinbarkeit mit den entsprechenden Politiken und Programmen der Gemeinschaft sicherzustellen1. 1 Zu diesen zählen die im Rahmen des Länderstrategiepapiers 2002-2006 durchgeführten Programme zu natürlichen Ressourcen, das geplante regionale Programm zur Gefährdung, im Rahmen des thematischen - 39 - 39 6.4.3.Programm für das Justizwesen und die öffentliche Sicherheit Grund für die Modalität der Unterstützung: In diesem Bereich wird eine sektorbezogene Strategie erarbeitet, sie muss jedoch noch fertig gestellt und mit der Zivilgesellschaft erörtert werden. Sie soll im Jahr 2007 allen Interessensgruppen vorgestellt werden. Die Möglichkeit eines Konzepts der Budgethilfe scheint aufgrund der besonderen Merkmale des öffentlichen Sicherheitssektors eher unwahrscheinlich zu sein. Es ist ein geeigneter Weg für die Förderung der Beteiligung der entsprechenden Verwaltungen der Mitgliedstaaten bei der Durchführung des Programms/Projekts anzustreben, der durch das für die Beitrittsländer während des Erweiterungsprozesses angewandte Modell der Partnerschaften inspiriert wird. Dem Ministerium für Sicherheit sollte die Federführung zukommen und das Ministerium für öffentliche Ordnung (Fiscalia), insbesondere die Abteilung für Menschenrechte, sollte umfassend beteiligt werden. Annahmen: Unter Beachtung der Federführung der Regierung wird die Beteiligung nichtstaatlicher Akteure, einschließlich Kirchen und NRO, als wesentlich erachtet. Es muss ein Ausgleich zwischen den verschiedenen Dimensionen der Prävention, Gesetzesvollzug und Rehabilitation/Wiedereingliederung mit besonderem Schwerpunkt auf der Prävention hergestellt werden. Im Sicherheitsbereich scheint eine enge Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten angesichts ihres starken Interesses und ihrer besonderen Fachkenntnissen auf diesem Gebiet am geeignetsten zu sein. Risiken: Die Vielzahl der beteiligten staatlichen und nichtstaatlichen Akteure und die manchmal konkurrierender Prioritäten stellen eine Herausforderung dar. Fragen der ressortübergreifenden Koordinierung, Eigenverantwortung und Führung sind in gebührender Weise einzubeziehen. 6.5. Integration von sektorübergreifenden Themen Die wichtigsten sektorübergreifenden Themen werden in den Komponenten des Länderstrategiepapiers wie folgt berücksichtigt: 6.5.1. Umfassende Budgethilfe zur Unterstützung des Sozialsektors im Rahmen des Strategiepapiers zur Armutsbekämpfung – Gesundheit und Bildung • • Umwelt: Stärkung des Umwelt- und Risikobewusstseins in Bildungsprogrammen Geschlechterspezifische Fragen: Verbesserung der Gleichstellung von Mann und Frau in der Bildung, insbesondere im Sekundarbereich, Verbesserung der Gesundheit von Müttern und Kindern 6.5.2. Forstwirtschaft • • • Umwelt: Förderung einer nachhaltigen Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen Geschlechterspezifische Fragen: Stärkung der Frauenrechte und Maßnahmen in der Forstwirtschaft sowie eine gleiche Beteiligung an den Vorteilen Indigene Bevölkerungsgruppen: Förderung der Anerkennung der Rechte ethnischer Gruppen 6.5.3. Justiz und öffentliche Sicherheit Programms zur Umwelt finanzierte Projekte, die Unterstützung von ECHO (DIPECHO) und die Unterstützung zur Ernährungssicherheit. - 40 - 40 • • Menschenrechte: Konzeption von Schulungen zu Menschenrechten in den Polizeikräften, insbesondere in Bezug auf Kinderrechte Geschlechterspezifische Fragen: Anerkennung der Tatsache, dass die meisten sozial gefährdeten Jugendlichen aus Familien mit einem Elternteil stammen, die zunehmende Beteiligung von Frauen an Bandenstrukturen und ihre besonderen Probleme 6.6. Finanzrahmen Das nationale Richtprogramm umfasst die finanzielle und technische Hilfe sowie die wirtschaftliche Zusammenarbeit. Es ist eine vorläufige Mittelbindung für das Land in Höhe von 223 Mio. USD indikativ vorgesehen, die noch bestätigt werden muss. Für jeden Sektor wird eine Bereitstellung dargestellt, deren genauer Betrag von dem jeweiligen Bedarf und den Zielen der entsprechenden Programme abhängt. Zusätzlich zum nationalen Richtprogramm könnten Maßnahmen über besondere thematische und horizontale Haushaltslinien finanziert werden. Honduras profitiert auch vom Regionalen Richtprogramm für Zentralamerika und vom Regionalen Richtprogramm für Lateinamerika. Der Zeitraum des Länderstrategieprogramms wird in zwei Nationale Richtprogramme aufgeteilt, eines von 2007 bis 2010, das andere von 2011 bis 2013. Das vorliegende Arbeitsprogramm umfasst das erste Nationale Richtprogramm, d. h. den Zeitraum von vier Jahren zwischen 2007 und 2010. Auf Grundlage der geschätzten Zuweisung in Höhe von insgesamt 223 Mio. EUR für den Gesamtzeitraum des Länderstrategieprogramms belaufen sich die voraussichtlichen Mittelbindungen für das erste Nationale Richtprogramm zwischen 2007 und 2010 auf etwa 127,5 Mio. EUR. Aufstellung der Zusammenarbeit nach Sektor1 Nationales Richtprogramm 1 Nationales Richtprogramm 2 SUMME Schwerpunkt 1: umfassende Budgethilfe zur für das Strategiepapier Armutsbekämpfung 30 % 20 % 50% Schwerpunkt 2: Forstwirtschaft 12 % 18 % 30 % Schwerpunkt 3: Justiz und öffentliche Sicherheit 16 % 4% 20 % SUMME 58 % 42 % 100 % Aufgrund seiner übergeordneten Art ist der Schwerpunkt 1: Strategiepapier zur Armutsbekämpfung (PRSP) vorläufig in der Anfangsphase für den Zeitraum ab 2008 zu 1 Diese Tabelle enthält keine Unterstützung im Rahmen der Fazilität für die regionale Integration. Als nicht zu den Schwerpunktbereichen zählender Bereich hängt die Konzeption, Mittelzuweisung und der genaue Inhalt von mehreren Faktoren oder Prozessen ab, deren Ergebnis bislang teilweise noch offen ist: der laufende Bewertungsprozess in Bezug auf die regionale Integration, der Verhandlungsprozess, der zu einem möglichen Assoziationsabkommen zwischen den zentralamerikanischen Ländern und der Europäischen Union führt, die tatsächlichen im Regionalen Strategiepapier der Europäischen Union enthaltenen Unterstützungsmaßnahmen und möglicherweise eine zu gegebener Zeit zu beauftragende Bewertung des Bedarfs des Handels. - 41 - 41 behandeln, sodass der laufende Aktualisierungsprozess des Strategiepapiers Armutsbekämpfung (PRSP) im Jahr 2007 abgeschlossen und formalisiert werden muss. zur Der Schwerpunkt 3 – Sicherheit/Justiz ist aufgrund der Dringlichkeit, durch die dieser Sektor gekennzeichnet ist, und als Anerkennung der von der Regierung zur Umgestaltung der Strategie in ein umfassenderes Konzept unternommenen Bemühungen so früh wie möglich im Programmplanungszeitraum, vorzugsweise im Jahr 2007, zu behandeln (damit diese neue positive Dynamik nicht aufgrund fehlender externer Unterstützung verlorengeht). Der Schwerpunkt 2: natürliche Ressourcen/Forstwirtschaft wird zu einem späteren Zeitpunkt, möglicherweise im Jahr 2009 behandelt, wenn die Forstreform verwirklicht ist. Zudem soll berücksichtigt werden, dass im Jahr 2006 im Rahmen des Ländestrategiepapiers 2002-2006 ein wichtiges Programm zu natürlichen Ressourcen („Procorredor“) eingeleitet wurde. Alle Programme erstrecken sich auf einen Zeitraum von fünf Jahren. Auf Grundlage der vorliegenden Strategie und unter der Voraussetzung, dass die Regelungen für die Budgethilfen eingehalten werden, würde das Arbeitsprogramm wie folgt durchgeführt werden (in Mio. EUR): Nationales Richtprogramm 1 Schwerpunktbereiche Priorität 1: Sozialsektor im Rahmen des Strategiepapiers zur Armutsbekämpfung Priorität 2: Forstwirtschaft Priorität 3: Justiz und öffentliche Sicherheit SUMME 2007 Nationales SUMME Richtprogramm 2 2008 21,5 2009 22 2010 22 2011-2013 45.5 111 9 9 13 9 13 9 42 8 68 44 9 30,5 44 44 95,5 223 Die endgültige Auswahl der Programme und die Festlegung der entsprechenden Beträge erfolgen anhand der Ergebnisse der detaillierten Festlegung und der vorbereitenden Arbeiten der Kommission. Das indikative Arbeitsprogramm hängt von der Verfügbarkeit der Mittel im jährlichen Haushaltsplan der Kommission ab. Die für das Nationale Richtprogramm 2 angegebenen Zahlen sind zu diesem Zeitpunkt rein indikativ. 6.7. Im Rahmen anderer Haushaltsinstrumente der EG finanzierte Maßnahmen 6.7.1. Europäische Initiative für Demokratie und Menschenrechte Obwohl Honduras kein „Zielland“ für die ursprüngliche Europäische Initiative für Demokratie und Menschenrechte war, könnte das Nachfolgeinstrument für Demokratie und Menschenrechte dennoch für die Stärkung der traditionell stark fragmentierten honduranischen Zivilgesellschaft und die Unterstützung der Aufnahme in regionale/internationale Foren und Institutionen eingesetzt werden, wobei ein konsistenter und fruchtbarer politischer Dialog zwischen repräsentativen Organisationen der Zivilgesellschaft und den entsprechenden nationalen Behörden (insbesondere in Bezug auf den Schutz von Kinderrechten und Umweltschutz) erzielt werden soll. - 42 - 42 6.7.2. Thematisches Programm: Umweltschutz und natürlicher Ressourcen / Forstwirtschaft nachhaltige Bewirtschaftung Die herausragende Bedeutung der Umwelt begründet die Behandlung dieses Themas in einer konsistenten Weise mit dem gesamten Spektrum der verfügbaren Instrumente der EU (bilateral, thematisch, regional). Die Haushaltslinien für Umwelt und Forstwirtschaft befassen sich mit den ökologischen Herausforderungen in der Region, insbesondere in Honduras. Auch die Regionale Strategie für Lateinamerika und horizontale Programme (z. B. Bildung/ALFA, Handel und Investitionen/AL-INVEST, lokale Verwaltung/URB-AL) beschäftigen sich mit der Umwelt. Schließlich erhielten die Länder der Andengemeinschaft und Zentralamerikas unter Berücksichtigung ihrer internationalen Bemühungen in diesem Bereich eine besondere Behandlung im Rahmen der allgemeinen Präferenzregelungen der EU. Auch die Wasserinitiative der EU ist als wichtige Referenzgrundlage zu betrachten. Die Bedeutung und politische Sensibilität dieses Bereichs sowie die Vielzahl der der EU zur Verfügung stehenden Instrumente der Zusammenarbeit erfordern die Entwicklung einer nachhaltigen Entwicklung in diesem Bereich und die vollständige Einbeziehung des Umweltaspekts in den laufenden politischen Dialog. . 6.7.3. Gesundheit Bei der Auswahl der Schwerpunkte des Länderstrategiepapiers im Gesundheitswesen wird die Tatsache berücksichtigt, dass die Gemeinschaftshilfe, insbesondere in Bezug auf AIDS, Tuberkulose und Malaria, über einen multilateralen Kanal bereitgestellt wurde („Global Fund”-Initiative). Die jüngsten Entwicklungen weisen darauf hin, dass die Gemeinschaft weiterhin einen Beitrag zu dieser internationalen Initiative leisten und gleichzeitig auf die hohe Priorität der Fragen der Prävention in Honduras hinweisen sollte. Angesichts der in Honduras erforderlichen Strukturreformen sollte das neue regionale Programm „Euro-social“ auch Projekte zum Kapazitätsaufbau im Gesundheitswesen unterstützen. 6.7.4. Katastrophenvorbeugung Die Ablaufplanung von Soforthilfe, Wiederaufbau und Entwicklung (LRRD) war für Honduras nach dem Hurrikan Mitch von besonderer Bedeutung. Das Regionale Wiederaufbauprogramm für Zentralamerika (PRRAC) unterstützte Honduras dabei, die Herausforderungen nach dem Hurrikan zu meistern und den Entwicklungskurs wiederaufzunehmen. In der Praxis hat dieses Programm eine gewisse Veränderung durchlaufen und sein Schwerpunkt hat sich allmählich von der Soforthilfe zu stärker entwicklungsbezogenen Projekten verlagert. Es steht jetzt kurz vor dem Abschluss, sodass der Großteil der Gemeinschaftshilfe für Honduras ab jetzt über den geografischen Kooperationsmechanismus (Länderstrategiepapier) bereitgestellt wird und die Erwartungen an diesen vermutlich steigen. Parallel dazu bietet das Programm zur Vorbereitung auf Katastrophenfälle von ECHO (DIPECHO) Unterstützung für gefährdete Gemeinschaften, die in den am stärksten für Katastrophen gefährdeten Regionen leben, um ihre Vorbereitung zu verstärken. Die auf lokaler und nationaler Ebene zu verzeichnenden relativen Fortschritte müssen noch mit besser koordinierten Reaktionsmechanismen auf regionaler Ebene abgestimmt werden. Darauf ist die Bedeutung des im Jahr 2005 genehmigten Programms zur Gefährdung für Zentralamerika zurückzuführen. - 43 - 43 Die starke Gefährdung Honduras durch Naturkatastrophen und die Notwendigkeit, die Katastrophenvorbeugung auszubauen, begründen den starken Nachdruck auf die Forstwirtschaft in der vorliegenden Strategie. - 44 - 44
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